Sexuelle Ausbeutung: Online-Darstellungen von Kindern unter 10 nehmen zu
Von Anna Strobl
Ob TikTok, Instagram oder Snapchat - Mittlerweile ist es nahezu selbstverständlich, dass auch Kinder und Jugendliche auf Social Media Plattformen unterwegs sind.
Doch der Gebrauch der sozialen Medien birgt gerade für die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer große Gefahren.
Ein immer größeres Problem sei sexueller Missbrauch im Netz, erklärte Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich (End Child Prostitution, Child Pornography & Trafficking of Children for Sexual Purposes) anlässlich eines Treffens von europäischen Kinderschutz-Organisationen in Wien.
Eine besonders besorgniserregende Entwicklung sei der deutliche Anstieg von Missbrauchsdarstellungen im Netz von Kindern unter zehn Jahren, führte Gugerbauer weiter aus.
Dringenden Anpassungsbedarf sieht Guillaume Landry, ECPAT International Geschäftsführer, deshalb in der Gesetzgebung: Er hält es für unerlässlich, dass durch diese Maßnahmen sichergestellt wird, dass Technologieunternehmen ihre Produkte sicher für Kinder gestalten.
"Eine Selbstregulierung der Plattformen funktioniert nicht. Ich verstehe, dass Privatsphäre wichtig ist, aber sie sollte nicht als Waffe eingesetzt werden können", sagte er im Bezug auf Kinderschutz. Kritische Inhalte würden von Websites und in sozialen Medien nur begrenzt überwacht und sehr zögerlich entfernt werden: "Das passiert oft auch nur, wenn der öffentliche Druck sehr groß wird", kritisierte der Geschäftsführer.
Neue Technologien haben außerdem demnach neue Formen der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs von Kindern begünstigt, so Landry, weiter. Darunter fallen Grooming und die Herstellung sowie Verbreitung von Bildern.
Wie es um Österreich steht
Ausreichend Schutz für Kinder - online und offline - sei daher unumgänglich. Spitzenreiter in Sachen Kinderschutz ist laut ECPAT-Auswertungen aktuell Polen: "Dort sind alle Strukturen verpflichtet, dort Kinderschutzkonzepte umzusetzen, wo Kinder sind", so Gugerbauer. Dennoch sieht sie Österreich "unter den progressiveren Ländern in Europa". Hervorgehoben wurden etwa verpflichtende Kinderschutzkonzepte an Schulen.
Dafür wird Schulen in Österreich ein Jahr Zeit eingeräumt diese zu entwickeln und folglich umzusetzen: "Es reicht nicht, ein Konzept herzunehmen und den Namen der Schule einzusetzen. Das ist dann kein Konzept, sondern nur ein Papier."
Nicht nur ein Online-Problem
Sexueller Missbrauch von Kindern findet aber nicht nur im Internet statt: "Die traurige Wahrheit ist, dass auch im Kontext von Reisen und Tourismus Kinder auf der ganzen Welt sexuell missbraucht und ausgebeutet werden", sagte Kerstin Dohnal, Leiterin des Bereichs "Schutz vor sexueller Ausbeutung von Kindern im Kontext von Reisen und Tourismus und in der Entwicklungszusammenarbeit" bei ECPAT. Typisch seien Jugendliche, die Touristen animieren Clubs zu besuchen oder Kinder, die Verkäufe aus ihrem Bauchladen tätigen.
Verdachtsfälle können auf einfachem Wege gemeldet werden. In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt wurde die Meldeseite "Nicht wegsehen"eingerichtet.
Kritik und Verbesserungsbedarf
Online-Plattformen bieten den Tätern neue Möglichkeiten, sich Kindern zu nähern. Zudem gibt es immer noch ein mangelndes Bewusstsein zur Thematik, so die Organisation. Abgesehen von einer EU-Gesetzgebung zum Schutz gegen sexuellen missbrauch, vermisse man speziell in Österreich eine Schutzeinrichtung für Opfer von Kinderhandel. Eine Taskforce gegen Menschenhandel gibt es bereits, ein Äquivalent für Kinder scheiterte bisher an der Finanzierung.
Die Schulung von Fachkräften sei wichtig, da internationale Vergleiche gezeigt hätten, dass mehr Betroffene identifiziert werden können, wenn sie von Fachkräften betreut würden sowie Schutzeinrichtungen vorhanden seien.
Aus diesem Grund führt ECPAT Schulungen für Fachkräfte zur Sensibilisierung, Identifizierung und Betreuung betroffener Kinder durch, hieß es bei der Pressekonferenz. "Es braucht aber sicher noch einiges in Österreich", so Gugenbauer.