Chronik/Österreich

Drohbotschaften in der Kirche: Polizei vermutet Racheakt

Ein Pfeil aus Kerzen deutet auf den Altar in der Pfarrkirche Leoben. Dort ist ein Kruzifix aufgebahrt, zugedeckt mit einem Altartuch. Rosenblätter sind verstreut. Auf der Brust der Jesus-Figur steht eine Kerze. In englischer Sprache wurden auf das Tuch Botschaften wie: "Keine Scham", "Ich beobachte dich, Priester" und "Du wirst den Preis bezahlen" gekritzelt. Auf dem Tabernakel liegt ein toter Vogel. Dazu Worte in weiblicher Handschrift: "Schwarze Teufel, weiße Seelen."

Drohung

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Der Anblick, der sich Pfarrer Markus Plöbst Dienstagnachmittag in seiner Kirche geboten hat, habe ihm einen Schauer über den Rücken gejagt, sagt er: "Man kann das entweder als Morddrohung oder als religiösen Fanatismus sehen. Aber wer auch immer sich mit dieser Inszenierung so große Mühe gemacht hat, war offenbar nicht ganz bei Sinnen."
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Für die Polizei läuft der Vorfall unter den Stichworten "gefährliche Drohung" und "Vandalismus". Kerzenständer und Bilder wurden aus der Verankerung gerissen, der materielle Schaden halte sich aber in Grenzen, sagt Polizist Björn Braunstein. Die Spurensicherung und Zeugenbefragungen hätten bereits erste Hinweise gebracht. Die Täter dürften sich zwischen 14 und 16 Uhr in der Kirche eingesperrt haben. Um den 300 Kilo schweren Altar zu verrücken, müssten sogar mehrere Hände nötig gewesen sein. In Leoben habe es zuletzt einige Fälle von Vandalismus und Diebstählen in Kirchen gegeben, ein Teil davon sei bereits aufgeklärt. Dieser Fall sei aber völlig anders, merkt Braunstein an.

"Getötete Unschuld"

Für die Religionswissenschaftlerin Theresia Heimerl von der Uni Graz ist eines klar: "Ein Lausbubenstreich war das nicht. Das ist eine zielgerichtete Kritik an der katholischen Kirche." Raum für Spekulationen biete die Symbolik: "Die Aufbahrung mit dem weißen Tuch in Verbindung mit dem toten Vogel bedeutet so viel wie verlorene, getötete Unschuld." Mit den Worten "schwarze Teufel" könnten die Priester, mit "weiße Seelen" Kinder gemeint sein.

Ohne das Wort "Kindesmissbrauch" auszusprechen, sagt auch Polizist Braunstein: "Die Vermutung liegt nahe, dass sich hier jemand rächen wollte. Wir ermitteln aber in alle Richtungen."