Chronik/Österreich

Drogenkonsum stagniert, Kokain im Westen beliebter

Sieht man sich die heimischen Abwässer an, ist der Drogenkonsum in Österreich 2019 im Vergleich zum Vorjahr stagniert. Das ergab die – seit 2016 jährlich durchgeführte – Analyse der Abwässer einiger heimischer Kläranlagen durch das Institut für Gerichtliche Medizin der MedUni Innsbruck (siehe Kasten unten).

Gesucht wurde dabei nach fünf unterschiedlichen verbotenen Substanzen: THC ( Cannabis), Kokain, Amphetamin (Speed), Methamphetamin ( Crystal Meth) und MDMA ( Ecstasy).

Das wichtigste vorweg: Nach Jahren des Anstiegs von 2016 bis 2018 verzeichneten die Forscher rund um Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors der Innsbrucker Gerichtsmedizin, im vergangenen Jahr eine Stagnation des Konsums.

Kläranlagen
Für die Analyse wurden die Abwässer acht heimischer Regionen untersucht: Innsbruck, Hall-Wattens, Hofsteig, Millstättersee, Graz, Kapfenberg, Mürzzuschlag und Purgstall. Aus Südtirol flossen die Abwässer aus Bozen und Bruneck in die Analyse ein.

2–9 Dosen THC

pro Tag pro 100 Einwohner maßen die Forscher je nach Region, damit bleibt es deutlich die beliebteste verbotene Substanz. Auf Platz zwei in der Gunst der heimischen Konsumenten liegt Kokain mit 0,1 bis 1,4 Dosen pro Tag pro 100 Einwohner, auf Platz drei Amphetamin mit 0,02 bis 0,4 Dosen pro Tag.

Eine Dosis
entspricht dabei der mittleren Menge Reinsubstanz, die bei einer Konsumation aufgenommen wird.

Die dominierende Droge war in jeder der untersuchten Regionen Cannabis, wobei in Städten tendenziell mehr Joints geraucht werden als im ländlichen Raum. Eindeutiger Spitzenreiter unter den untersuchten Regionen: Innsbruck. Graz und Bozen, die zwei weiteren analysierten Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, lagen deutlich hinter der Tiroler Landeshauptstadt.

Kokain im Westen, Amphetamin im Osten

Die meistkonsumierte aufputschende Droge war Kokain, wobei sich in diesem Fall kein Stadt-Land-Gefälle wie bei Cannabis, sondern vielmehr ein West-Ost-Gefälle zeigt: Im Westen wird mehr Kokain konsumiert als im Osten, der Hotspot liegt in Bozen. Doch auch hier gilt: „Wie bei Cannabis und den anderen Suchtmitteln verzeichnen wir nun auch bei Kokain keinen weiteren Anstieg mehr im Jahresvergleich“, erklärt Toxikologe Oberacher.

Bei Amphetamin zeigt sich übrigens ein umgekehrtes West-Ost-Gefälle: In Ostösterreich wird mehr konsumiert als im Westen und in Südtirol. Das entspricht laut Oberacher, wie übrigens sämtliche österreichischen Daten, dem europäischen Trend: „Auf Gesamteuropa bezogen wird Kokain bevorzugt im Süden und Westen und Amphetamin im Norden und Osten konsumiert. Österreich liegt genau dazwischen.“

Acht österreichische und zwei Südtiroler Kläranlagen steuerten Proben für die Untersuchung bei. Damit lassen sich valide Aussagen über den Drogenkonsum von über 920.000 Menschen treffen – und damit immerhin über die Vorlieben von 9 Prozent der österreichischen und 40 Prozent der Südtiroler Bevölkerung. Daten aus weiteren Regionen wie Wien wären natürlich sinnvoll, sagt Oberacher. Doch während die Forscher von der Abwasserwirtschaft unterstützt würden, sei es „oft nicht so einfach“, die Politik zu überzeugen.

Die Stadt Graz konnte 2019 erstmals überzeugt werden – unter anderem durch einen KURIER-Bericht im vergangenen Jahr, wie Oberacher erzählt. Vielleicht gibt es 2020 ja auch Zahlen aus Wien.