Der Klimastreik macht trotz Verbots Schule
Bis zu 440 Euro Verwaltungsstrafe drohen schulpflichtigen Schulschwänzern beziehungsweise deren Eltern im Extremfall. Selbst wenn das Schwänzen für einen guten Zweck ist, wie am kommenden Freitag.
Tausende Jugendliche werden dann bundesweit bereits zum zweiten Mal für Klimaschutz auf die Straße gehen. Der Schulstreik sei ein adäquates Druckmittel, findet Johannes Stangl, Mitinitiator von „Fridays for Future“. Dabei handelt es sich um eine globale Schülerbewegung, die von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg losgetreten wurde.
Seit August 2018 schwänzt sie freitags regelmäßig Schule, um für eine Begrenzung der Erderwärmung einzutreten.
Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt, aber auch deren Eltern („Parents for Future“), Künstler („Artists for Future“) und Wissenschaftler („Scientists for Future“) tun es ihr seitdem gleich. Zusätzlich zu den wöchentlichen lokal organisierten Streiks finden mittlerweile globale Demos statt.
Diesen Freitag ist es wieder so weit, als Anlass gilt die EU-Wahl. „Wir wollen jungen Menschen eine Stimme geben, die bei der Wahl selbst keine haben. Es geht um ihre Zukunft“, erklärt Stangl die Beweggründe für die zweite Auflage des weltweiten Klimastreiks.
Dabei hält er es für möglich, dass mehr Menschen auf die Straße gehen, als bei der Premiere im März. 5.000 Demonstranten wurden etwa in Wien angemeldet, 4.000 in Graz, 1.500 in Innsbruck und 1.000 in Linz. „Beim letzten Mal waren es an die 20.000 Teilnehmer. Diesmal haben sich ganze Schulen angekündigt“, gibt Initiator Stangl einen Ausblick.
Politische Zwickmühle
Seitens des Bildungsministeriums wird politisches Engagement der Schülerinnen und Schüler positiv gesehen – zumindest so lange dieses in der unterrichtsfreien Zeit stattfindet. In einem Erlass von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ist zu lesen, dass der Unterricht nicht gegen gesellschaftliches Engagement ausgespielt werden sollte.
Schließlich unterstütze der Bildungsauftrag der Schulen den bewussten Umgang mit der Umwelt.
Ministeriums-Sprecherin Annette Weber betont auf KURIER-Anfrage zudem, dass Nachhaltigkeitsthemen künftig im Lehrplan noch stärker verankert sein sollen.
Kein Verhinderungsgrund
Die rechtliche Lage sei aber eindeutig: Die Teilnahme an Demonstrationen stellt keinen Verhinderungsgrund dar. Den Organisatoren der „Fridays for Future“ ist das bewusst: „Viele Schüler sammeln Fehlstunden und riskieren ihre Betragensnoten“, gibt Stangl zu bedenken. Dies sei aber notwendig, denn reine Lippenbekenntnisse der Politik seien zu wenig.
Um dieser die Tragweite des Klimawandels aufzuzeigen, wird am Freitag in Wien eine „EU-Wahl der Zukunft“ stattfinden. Schüler haben die Möglichkeit, „Wahlkarten“ samt ihrer Wünsche für eine nachhaltige Zukunft abzugeben. Diese werden dann EU-Parlamentariern präsentiert.
Zweites zentrales Ziel des Streiks sei es, die Stadt Wien dazu zu bewegen, den Klimanotstand auszurufen und sich zu strengeren Maßnahmen zu verpflichten.
Geldstrafen erst ab fünf Fehltagen
Viele junge Menschen werden sich – ungeachtet der Konsequenzen – bei der Demo genau dafür stark machen. Die gute Nachricht: Geldstrafen drohen erst ab fünf unentschuldigten Fehltagen pro Semester.
Somit würde sich sogar noch der für September angekündigte dritte weltweite Klimastreik ausgehen. Der fällt dann aber ohnehin schon ins nächste Schuljahr.