Der Corona-Krise trotzen: Senioren-Sport für daheim
Der tägliche Weg zum Einkaufen fällt weg – und damit einige Minuten Fußmarsch. Auch der Turnverein hat zu, das Schwimmbad sowieso: Senioren, der Risikogruppe in Bezug auf das Coronavirus, wird geraten, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben.
Das schützt sie vor möglicher Ansteckung, doch die mangelnde Bewegung tut Körper wie Seele nicht gut. Die Sportunion Steiermark will deshalb kommende Woche mit einem Projekt starten, das ältere Menschen bewegt in deren eigener Wohnung oder, wenn vorhanden, im eigenen Garten.
Kräftigen und mobilisieren
Das Team um Arne Öhlknecht hat einfache Mobilisierungs- und Kräftigungsübungen im Sinn. „Keine schweißtreibenden, langen Work-outs“, betont Öhlknecht, zu groß sei auch das Risiko, etwas falsch zu machen und sich dadurch erst zu schaden. „Aber man kann viele kleine Sachen machen, die sehr guttun. Und die vielleicht auch einsamen oder isolierten älteren Menschen helfen.“
Bein hoch, Arm kreist
Je nach Gesundheitszustand und Fitnessgrad der Zielgruppe reiche das Spektrum vom abwechselnden Beinheben von der Couch aus über Arm- oder Hüftkreisen im Stehen bis zum Halbliter-Wasserflaschen-Stemmen. „Sogar das Anspannen der Popobacken vom Sitzen bringt schon etwas, wenn man das regelmäßig macht“, versichert Öhlknecht. „Das sind einfache Übungen ohne Verletzungsgefahr, einiges kann man auch im Liegen machen.“ Als Testregion wurde Weiz in der Oststeiermark ausgewählt, die Senioren werden in Gemeindezeitungen oder Medien von Seniorenverbänden über die Übungen informiert.
Digital wird derzeit ein passendes Angebot geschnürt, vordergründig setzt die Sportunion derzeit auf gedruckte Hilfestellungen zur Umsetzung der Übungen. „Alles, was die Muskulatur kräftigt, ist nützlich“, betont der Sportexperte. Dafür wurden sogar zwei eigene Figuren kreiert, die in Frage kommende Übungen vorzeigen, „Benni“ und „Babs“. Dass die beiden wie Kinder gezeichnet wurden, ist kein Zufall: Die Sportunion will nämlich auch Enkelkinder dazu animieren, mit den Großeltern zu turnen. Zwar getrennt in unterschiedlichen Haushalten, aber doch durch Technik vereint.
„Die Kinder könnten zum Beispiel ein Video von sich selbst machen und es Oma und Opa schicken“, beschreibt Öhlknecht. „Vorstellbar wäre auch eine einfache Tonaufnahme, in der sie die Übung beschreiben und ein Foto dazu schicken.“ Umgekehrt könnten die Großeltern auch von ihren Erfahrungen berichten und den Enkerln retour schicken.
Am lustigsten für beide Seiten wäre freilich gemeinsames Sporteln über Chat oder Skype via Tablet oder Smartphone. „Oma und Opa soll gezeigt werden, dass Bewegung gerade auch in dieser Zeit enorm wichtig ist“, beschreibt Projektleiterin Theresa Dorfer. Möglich wäre freilich auch, dass sich technikaffine Senioren so zusammenschließen. Das könnte auch ein bisschen gegen zunehmende Einsamkeit in der Zeit der Corona-Beschränkungen helfen.
Später direkt vor Ort
Sobald wieder Normalität Platz findet, will die Sportunion ihr Seniorenprojekt direkt mit interessierten Pensionisten fortsetzen. Gedacht wird dabei an Kurse in den Gemeinden. Der direkte Kontakt mit Sportprogrammen war ursprünglich auch der eigentliche Plan, der von Seniorenbund und Gesundheitsressort unterstützt wird. „Die Corona-Krise hat uns natürlich genauso getroffen und anfänglich ein bisschen gebremst“, bedauert Öhlknecht.
In jeder Krise stecke aber auch eine Chance, deshalb sei das Vorhaben adaptiert worden: Aus den Kursen für Senioren wurde eine Art Generationenprojekt. „Kein Kontakt zu den Enkelkindern und striktes Besuchsverbot sind gerade für Ältere schwer“, betont Öhlknecht. „Wir wollen die ältere Generation über das Themenfeld Bewegung, Sport und Enkelkinder ansprechen, mit Emotionen der Vereinsamung entgegenwirken.“
Nähere Informationen: www.sportunion-steiermark.at