Chronik/Österreich

Der Brunnenbauer von Bahia

Dürre und Wassermangel kommt den meisten Menschen nicht als erstes in den Sinn, wenn sie an Brasilien denken. Den meisten fällt schon eher Amazonas, dichter Dschungel und intensive Landwirtschaft ein – doch genau diese hat viele Kleinbauern vom fruchtbaren Land vertrieben. Der steirische Landwirt Josef Fink hat sich der Hilfe für diese landlosen brasilianischen Bauern verschrieben, denn woran es hier am meisten fehlt, ist Wasser.

Durch den Vortrag einer Klosterschwester und Missionarin ist der Landwirt aus Pischelsdorf in der Südoststeiermark 2005 auf die Zustände der Bauern im Nordosten Brasiliens aufmerksam geworden. „Es sind meist von den Großbetrieben vertriebene Kleinbauern, die in den Nordosten flüchten“, schildert Fink, der mittlerweile einen Verein zur Förderung von Brunnen und Hilfsprojekten in aller Welt gegründet hat.

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Kurz nach dem Vortrag der Geistlichen brach er zu einer Reise nach Brasilien auf und besuchte die Bauern. „Mit Wünschelruten suchten wir Wasser und begannen mit einem Handbohrer die ersten Bohrungen“, sagt Fink, der damals Wasser fand und sechs Wochen lang an den Brunnen arbeitete. Mittlerweile sind es schon unglaubliche 957 Brunnen, die die brasilianischen Kleinbauern mit Wasser versorgen.

Trockenheit

Die Trockenheit lässt Landwirtschaft und Tierhaltung in den nordöstlichen Bundesstaaten Bahia und Pernambuco kaum zu. Das Grundwasser steht erst in einer Tiefe von 12 bis 70 Metern. Es gibt nur oberflächliche Wasserpfützen aus denen die Menschen hier ihr Trinkwasser bekommen.

Gemeinsam mit einem deutschen Einwanderer in Brasilien und mehreren einheimischen Helfern werden Brunnen mit Spendengeld aus Österreich errichtet. „Bei 95 Prozent der Brunnenwerber mussten wir alle Kosten mit Spendengeld decken“, sagt Fink, der bereits acht Mal in Brasilien vor Ort war, um beim Bau der Brunnen zu helfen und die Helfer bei der Handhabung des angeschafften Bohrers einzuschulen.

Lebensgrundlage

Die meisten Brunnen haben die Helfer bei größeren Dorfgemeinschaften gebaut. Darunter sind auch 40 Schulen und zehn Krankenstationen für Geburten und Verletzungen, sowie das kommunale Krankenhaus der Kleinstadt Barra im Bundesstaat Bahia, die nun mit Trinkwasser versorgt werden.

„Vorher wurden die entlegenen Krankenstationen während der Trockenzeit von den Ärzten verlassen, weil es dort schlicht kein Wasser gab. Die Schulen mussten ebenso geschlossen werden. Viele Kinder hatten schwere Infektionen wegen verunreinigten Wassers“, weiß Fink. Mit der Hilfe aus Österreich hat sich die Situation bereits für 12.000 bis 15.000 Brasilianer verbessert, wie der Verein auf seiner Homepage erklärt.

Bohrungen

Im Lauf der Jahre haben die Helfer auch ihre Baumethoden verfeinert. „Wir schaffen es mittlerweile oft schon in zwei bis drei Tagen, einen Brunnen mit einer Fördermenge von 800 bis 1500 Litern pro Stunde zu errichten“, sagt Fink. Die Bauern müssen nicht mehr aus den Pfützen trinken und haben sogar so viel Wasser, dass sie die Felder bewässern können.

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400 bis 500 Euro kostet ein Brunnen in der Region. „Bei geringstem Aufwand haben die Bewohner den größten Nutzen“, freut sich Fink über die Entwicklung und hofft auf weitere Spenden, um noch mehr Brunnen für die Menschen zu graben. „Denn es gibt noch viel zu tun“, sagt Josef Fink.

Spendenkonto: Raiffeisenbank Pischelsdorf, Verein für Quellen und Hilfsprojekte, IBAN: AT72 3828 5000 0013 9634

www.brunnenprojekt.at