Chronik/Österreich

Dämpfer für Gegner der Stromautobahn

Danke für Ihren freundlichen Empfang“, sagte Wolfgang Hafner, Projektleiter der Austrian Power Grid (APG), angesichts der Buh-Rufe, die ihm am Montag in der Salzburg-Arena aus den Besucherreihen entgegenschlugen. Seine Präsentation der geplanten „Stromautobahn“ von Elixhausen bei Salzburg bis nach Kaprun im Pinzgau wurde immer wieder von Zwischenrufen gestört. Es war der Beginn des wohl größten und emotionalsten Umweltverfahrens, das es je im Bundesland Salzburg gegeben hat.

An vier Verhandlungstagen werden die Details zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) der geplanten 380-kV-Salzburgleitung diskutiert. Der erste Abschnitt des Freileitungsrings der Verbund-Tochter Austrian Porwer Grid (AP) zwischen St. Peter am Hart im oberösterreichischen Innviertel und Elixhausen ist bereits seit drei Jahren in Betrieb. Der zweite Abschnitt auf Salzburger Boden ist umstritten.

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1350 EinwendungenAus den 39 betroffenen Gemeinden, von 20 Bürgerinitiativen, mehreren Umweltorganisationen und Privatpersonen sind vorab insgesamt 1350 Einwendungen eingereicht worden. 500 Besucher kamen in die Salzburg Arena, mehr als die Hälfte davon dürften Gegner der Freileitung sein. Sie bekommen die Gelegenheit, ihre Bedenken kundzutun. Und das taten sie am ersten Verhandlungstag mit Vehemenz.

Neben einer Wertminderung ihrer Liegenschaften entlang der Trasse befürchten sie eine Gefährdung ihrer Gesundheit durch das elektromagnetische Feld. Die Belastung wurde von einem umweltmedizinischen Gutachten aber als „geringfügig“ eingestuft. Negativ, und damit zugunsten der Anrainer, wurde nur das Gutachten zur Beeinträchtigung des Landschaftsbildes beschieden. „Die Idylle unserer Landschaft wird zerstört. Ich habe Bauchweh, wie man über die Menschen drüberfährt“, ärgert sich eine Frau aus dem Tennengau.

Projektleiter Hafner dazu: „Die Trassen sind so siedlungsfern wie möglich und die Strommasten fügen sich mit ihrer dunkelgrünen Farbgebung in die Landschaft ein. Für einen Anrainer aus dem Pinzgau klingt das wie Hohn: „Es spielt keine Rolle, ob so ein Monstrum von Strommast dunkelgrün oder bunt ist.“

Ein Erdkabel, wie es eine gleichnamige Interessensgemeinschaft als Alternative zur Freileitung fordert, hat die APG schon im Vorfeld abgelehnt. Projektleiter Hafner bleibt dabei: „Das ist keine Option. Jede Teilverkabelung ist eine Sollbruchstelle. Wir müssen die Energieversorgung sicherstellen, darum wird es keine Experimente geben.“ Ein Energiegutachten gibt ihm recht: Erdkabel entsprechen nicht dem Stand der Technik, in Deutschland sind sie noch im Entwicklungsstadium.

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Die Gegner erwarten dennoch, dass das Projekt modifiziert wird. Immerhin biete das mündliche Verfahren die Möglichkeit, auf Fehler hinzuweisen, sagt Hannes Augustin vom Naturschutzbund: „So wie es jetzt geplant ist, kann man es nicht genehmigen.“ Denkbar ist für ihn auch, dass es ganz eingestampft wird. Es gebe intelligentere Netzwerke und Energiemaßnahmen, sagt er.

Umweltreferentin Astrid Rössler (Grüne) muss von Amtswegen beim Verfahren neutral sein, wünscht sich aber mehr Mut zu Zukunftstechnologien. „Eine gewisse Notwendigkeit muss man dem Projekt zugestehen. Die Frage ist: Gibt es Alternativen?“