Cyberkriminalität und Gewalt im privaten Bereich stark angestiegen
Von Josef Kleinrath
Weniger Menschen auf den Straßen, weniger angezeigte Straftaten. Bessere Aufklärungsquoten in fast allen Bereichen. Selbst hat Gerhard Karner das Jahr als Innenminister zwar nicht zu verantworten, den Exekutivbeamtinnen und -beamten klopft er dennoch freudig auf die Schulter. Denn die Zahl der Anzeigen ist gesunken, die Aufklärungsquote ist aber gestiegen.
410.957 Straftaten wurden im Jahr 2021 angezeigt, der mit Abstand geringste Wert seit zehn Jahren – im Vergleich zu 2020 ein Rückgang von 5,3 Prozent.
Im Gegensatz dazu ist die Aufklärungsquote gestiegen. Leicht zwar, aber doch, um ein Prozent auf immerhin 55,3 Prozent. 2008 war dieser Wert noch unter 40 Prozent gelegen.
In den vergangenen fünf Jahren sind die Eigentumsdelikte in Österreich um 50 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr um 26,9 Prozent auf 108.613 Straftaten. Einbruchsdiebstähle in Wohnungen wurden 4.691 verzeichnet – ebenfalls ein starker Rückgang.
Gewalt ist Privatsache
Während die Gewaltkriminalität insgesamt nur leicht gestiegen ist, sind in zwei Bereichen deutliche Steigerungen österreichweit zu verzeichnen: Um zehn Prozent haben Gewaltdelikte im privaten Bereich zugenommen, ebenso wie Vergewaltigungen. Erstmals war die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen vierstellig: 1.054 Delikte wurden verzeichnet. Tötungsdelikte waren 2021 leicht rückläufig, 29 Frauen, darunter ein Kind (2020: 32) und elf Männer (2020: 18) kamen gewaltsam zu Tode. Leicht gestiegen ist auch die Zahl der Raubüberfälle, auf 1.780 Anzeigen, mehr als die Hälfte wurde geklärt.
Zu schaffen macht der Exekutive auch die Zunahme der Cyberkriminalität. 46.179 Anzeigen, um rund ein Drittel mehr als im Jahr davor. Und doppelt so viele Anzeigen wie noch 2019. Deshalb werden die Ermittlungskapazitäten in diesem Bereich bei der Exekutive aufgestockt, will Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes, den Kampf aufnehmen.
Ebenfalls verstärkt wird der Kampf gegen die organisierte Schlepperkriminalität: Die Anzahl der Anzeigen hat sich im Vorjahr verdoppelt, 400 Schlepper wurden festgenommen. 430 Personen wurden im Jahr 2021 aus den Fängen skrupelloser Menschenhändler gerettet. Eine Taskforce mit 50 Personen ist in einer eigenen Fachabteilung des Bundeskriminalamtes in Zusammenarbeit mit den bisherigen Kriminalisten seit Anfang Dezember installiert, um der steigenden Zahl der Fälle (plus 101,6 Prozent auf 3.570 Anzeigen) Herr zu werden. In dieser Abteilung wird künftig auch der Missbrauch von Sozialleistungen (4.346 Fälle) bekämpft.
Demos gegen Corona-Maßnahmen
In einem Punkt greift die Faustregel „weniger Menschen auf den Straßen“ nicht: Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. 2.100 angemeldete Versammlungen, 600.000 Einsatzstunden, 25.000 Verwaltungsanzeigen, 550 Anzeigen nach dem Strafrecht. Dazu 200 Festnahmen nach der Strafprozessordnung und 200 nach dem Verwaltungsstrafgesetz haben die Exekutive ganz schön auf Trab gehalten – immerhin 60 Beamte wurden im Einsatz bei Demos verletzt.