Bibliobox: Bücher, die der Insta-Generation Lust aufs Lesen machen
Von Ute Brühl
Arwa Elabd hat schon immer gerne gelesen. „Allerdings hat mich die Literatur, die wir im Deutschunterricht durchgenommen haben, nie wirklich interessiert“, erinnert sie sich.
Ein paar Jahre später – Elabd war mittlerweile AHS-Professorin für Deutsch und Spanisch – merkte sie schnell, wie schwierig es für Lehrpersonen ist, Literatur für Schülerinnen und Schüler zu finden, die die Jugendlichen auch abholt. Das galt ganz besonders für jene mit Migrationshintergrund, die ihre Lebenswelt in keinem Roman wiedergefunden haben.
„Ich habe zwar passende Bücher entdeckt, doch es gibt dafür weder Arbeitsblätter noch Unterrichtsmaterial.“ Diese hätte sie für jede Klasse selbst erstellen können – doch dafür fehlte die Zeit. Eine Situation, mit der die junge Frau alles andere als zufrieden war. „Denn wie will man Kinder zum Lesen motivieren, wenn sie die Themen darin nicht interessieren?“, fragte sie sich. So wollte sie als Lehrerin jedenfalls nicht weiterarbeiten.
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Im Lockdown ist die Idee geboren
Aber für Jugendliche weiterarbeiten wollte sie schon. Und so entstand im März 2020 – mitten im ersten Lockdown – die Idee mit der Bibliobox (bibliobox.at): Sie stellte Bücherpakete als Geschenkebox zusammen.
Ihre Wohnung wurde Bücherlager, Packstation und Versandzentrale. „Im September 2020 habe ich mit meinem Online-Büchershop gestartet, wo man nicht nur die Boxen bestellen, sondern auch durch Literaturtipps stöbern kann“, erzählt sie. Viele Kundinnen und Kunden folgten ihr vorher auf Instagram.
Mit Romanen die Welt verstehen
Die Deutschprofessorin will Jugendliche und junge Erwachsene weniger mit Sachbüchern, sondern mit Romanen locken: „Denn mit Romanen hält man die Welt zwischen den Händen“, schwärmt sie. Nirgendwo sonst könne man anhand einzelner Protagonisten so gut historische Ereignisse vermitteln.
Dass Jugendliche sich mit aktuellen Themen beschäftigen, sei dabei mindestens so wichtig wie dass die Romane die Herkunftskultur und Traditionen der Jugendlichen widerspiegeln. „Über Social Media werden sie viel mehr mit Nachrichten konfrontiert als zu meiner Zeit. Über Literatur können sie das Weltgeschehen verstehen“, weiß Elabd. Vielleicht ist die junge Generation auch deshalb aktivistischer unterwegs, weil sie mehr Nachrichten konsumiert: Klimawandel aus Sicht südlicher Länder oder toxische Männlichkeit seien etwa Aufregerthemen.
Welche Literatur hier geeignet ist, hat Elabd in Workshops für Lehrpersonen vermittelt. Mit diesen Kursen macht sie derzeit Pause – ihre Aufmerksamkeit gilt jetzt der Buchhandlung Bibliobox, die sie im Sandleitenhof in Ottakring eröffnet hat: Hier gibt es nicht nur Bücher und Beratung, sondern auch immer eine gute Tasse Tee.