Bei Kindesabnahmen liegt Wien an der Spitze
Das Thema Kindesabnahme durch die MA 11 war zuletzt wegen einiger prominenter Fälle in aller Munde.
Wien liegt bei Kindesabnahmen pro 1.000 Einwohner an der Spitze aller Bundesländer. Die ÖVP stellte dazu vergangenen November eine schriftliche Anfrage an Christoph Wiederkehr, Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz.
Die Beantwortung, die nun vorliegt, sorgt für viel Kritik seitens der ÖVP. „In vielen Fällen sind Kindesabnahmen intransparent und undurchsichtig. Viel zu oft entscheidet das Gericht erst Monate oder Jahre später, ob die vorläufige Obsorge durch die Kinder- und Jugendhilfe tatsächlich gerechtfertigt war“, sagt ÖVP-Abgeordnete Sabine Keri bei einem Hintergrundgespräch am Mittwoch.
Auch die Tatsache, dass ausschließlich Mitarbeiter der MA 11 über die Abnahme von Kindern entscheiden, sei nicht nachvollziehbar, sagt Keri. Sie fordert eine unabhängige Ombudsstelle, die „ein wachsames Auge von außen“ sein könnte. „Das könnte zum Beispiel die Kinder- und Jugendanwaltschaft übernehmen oder die Volksanwaltschaft“, so die Abgeordnete.
Mangel an Personal
Die Volksanwaltschaft kritisierte zuletzt einen Mangel an qualifiziertem Personal bei der Kinder- und Jugendhilfe. Demnach hätten österreichweit nur 50 Prozent der Mitarbeiter eine Ausbildung in Sozialpädagogik oder Sozialer Arbeit.
Die Volksanwaltschaft empfiehlt einen Anteil von zwei Dritteln. Speziell die Nachtdienste würden oft Mitarbeiter übernehmen, die noch nicht genügend geschult seien. Es gab auch Fälle, wo Leute, die in der Einschulungsphase waren, alleine Nachtdienst machten.
"Die Wohngemeinschaften der Wiener Kinder- und Jugendhilfe verfügen über den in der Verordnung für Sozialpädagogischen Einrichtungen festgelegten Betreuungsschlüssel. Um die Betreuung in der WGs weiter zu verbessern wurden zuletzt 47 zusätzliche Betreuer und Betreuerinnen für die WGs der MA 11 angestellt", hieß es von der zuständigen Behörde.
Auch die Überbelegung der Krisenzentren sei problematisch, so die Volksanwaltschaft.
"Ein Grund dafür ist u.a. die wachsende Bevölkerung der Stadt. Damit Kinder und Jugendliche, die nicht wieder in ihre Familien zurückkehren zu können, rascher in Wohngemeinschaften übersiedeln können, hat die Wiener Kinder- und Jugendhilfe bereits vergangenes Jahr ein ambitioniertes Ausbauprogramm für sog. stationäre Einrichtungen gestartet", hieß es dazu von der MA 11. Dies soll auch zu einer Entlastung der Krisenzentren führen.
Die ÖVP kritisierte weiters die gemeinsame Unterbringung von 3- bis 15-Jährigen in Wohngemeinschaften. "Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe hat zum Ziel, Wohngemeinschaften unter familienähnlichen Rahmenbedingungen zu führen. Aus pädagogischer Sicht ist es durchwegs zu befürworten, dass Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters gemeinsam aufwachsen", antwortete die MA 11 auf diesen Kritikpunkt.