Chronik/Österreich

Gefährlicher Sprung ins kühle Nass

Sengende Hitze, blauer Himmel – was gibt es da Schöneres, als einen Sprung ins kühle Nass? "Und kaum etwas Tödlicheres", ergänzt Notfallmediziner Fritz Sterz aus dem Wiener AKH. Es sei eine gefährliche Mischung aus dem Überschätzen der eigenen Schwimmkünste und dem Unterschätzen der Temperaturen. Dazu komme die Vorliebe vieler Badegäste für alkoholische Erfrischungsgetränke, merkt Sterz an.

Sonntagabend ist ein Badeunfall im steirischen Freibad Fürstenfeld noch gut ausgegangen: Ein fünfjähriger Bub war in das große Becken gestürzt, konnte aber rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und erfolgreich reanimiert werden.

Kälteschock

Für vier Erwachsene endete das Badewochenende hingegen tödlich. Einen 27-jährigen Chinesen verließen beim Schwimmen in Hallstatt die Kräfte. In Rechberg (OÖ) erlitt ein 76-Jähriger im örtlichen See einen Herzstillstand. Im Badesee Andau im Burgenland ertrank ein 28-jähriger Ungar, am Ossiacher See eine 53-jährige Kärntnerin.

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Sterz, selbst gebürtiger Kärntner, wundern diese Vorfälle nicht: "Der Ossiacher See hat derzeit nur 17 Grad – das muss ein Herz einmal aushalten." Wenn ein überhitzter Körper zu rasch mit kaltem Wasser konfrontiert wird, drohen Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall der Herzstillstand, erklärt er. Gefährdet seien vor allem ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen.

Der Mediziner empfiehlt, sich an "den zaghaften Damen im Bad" ein Beispiel zu nehmen: "Erst einmal nur bis zu den Knien ins Wasser gehen, die Hände eintauchen und sich selbst abspritzen. So gewöhnt sich der Kreislauf langsam an die Kälte."

Junge Menschen stecken den "Kälteschock" noch leichter weg. Bei ihnen ist Übermut der größte Risikofaktor – nicht selten motiviert durch die Wirkung von mehreren Bier bzw. Spritzern. So hat am Sonntag ein 27-Jähriger in Neusiedl am See einen Köpfler ins nur 50 Zentimeter tiefe Wasser gemacht und sich dabei schwer verletzt.

"Kiss of life"

Von einem 19- und einem 32-jährigen Tiroler, die am Freitag von einer Fußgängerbrücke in den Inn gesprungen sind, fehlt noch immer jede Spur. Sie wurden von der Strömung abgetrieben. 300 Freiwillige waren an der mehrtägigen Suchaktion beteiligt. Die Hoffnung, sie noch lebend zu finden, war von Anfang an sehr gering.

Bei einem Ertrinkenden entscheiden Sekunden zwischen Leben und Tod, betont Notarzt Sterz: Noch gefährlicher als ein "Herzkasperl" sei nämlich der Sauerstoffmangel, da er zu schweren Gehirnschäden führen könne. "Deshalb gilt bei einem Ertrinkenden: Erst die Mund-zu-Mund-Beatmung, dann das Herz stimulieren. Der sogenannte ‚kiss of life‘ hat absolute Priorität."