Lonely Planet: Salzburg zum besten Städtereiseziel 2020 gekürt
Von Matthias Nagl
Die Diskussion, ob Salzburg so viel Tourismus wie aktuell verträgt, ist noch in vollem Gange. Da erhielt die Stadt am Dienstag bereits die erste, hochkarätige internationale Auszeichnung für das kommende Jahr. Eine Jury des Reiseverlags „Lonely Planet“ kürte die Stadt zum besten Städtereiseziel der Welt für 2020.
Nicht zuletzt aufgrund des Jubiläums 100 Jahre Salzburger Festspiele im kommenden Sommer bekam Salzburg die Auszeichnung. „Unser Expertengremium war begeistert vom Festspiel-Jubiläum“, sagt Becky Henderson von Lonely Planet. Für die Auszeichnung kann man sich nicht bewerben, sie erfolgt auf Vorschlag von Redakteuren und Autoren. „Die Auswahl erfolgt zu 100 Prozent unabhängig, ohne irgendeinen kommerziellen Beitrag“, erklärt Henderson.
„Das macht uns sehr stolz“, sagte Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner bei der Überreichung der dazugehörigen Plakette. Er dachte schon am Tag der Auszeichnung bereits weiter.
Nämlich daran, wie er sie in der Diskussion über zu viel Tourismus in der Stadt und den steigenden Unmut nützen kann. „Mit dieser Auszeichnung können wir einen Kontrapunkt im Qualitätstourismus setzen. Sie zielt auf längere Aufenthaltsdauern ab“, erklärte Preuner.
Plan könnte aufgehen
Das vom Reiseverlag vorgeschlagene Programm sei für Bustouristen innerhalb von zwei Stunden illusorisch. Dafür müsse man sich mehrere Tage Zeit nehmen, glaubt der Bürgermeister. Doch ist dieser Plan realistisch, längere Aufenthaltsdauer aufgrund der Auszeichnung? „Es ist kein Trigger, der automatisch Gäste bringt, die länger bleiben“, erklärt Tourismusforscher Hubert Siller vom Management Center Innsbruck dem KURIER.
Man solle die Auszeichnung nicht überbewerten. „Aber die Stadt kann das in den eigenen Marketingaktivitäten nutzen“, sagt Siller. „Wenn ich den Individualtouristen damit erreiche, kann es Sinn machen und zu längeren Aufenthalten beitragen.“
Für Salzburg soll es der Individualtouristen mit dicker Geldtasche sein. Bert Brugger, Geschäftsführer der städtischen Tourismusgesellschaft, will das neue Label nutzen, um die Stadt „als Premium-Destination zu profilieren“.
Die schon jetzt hohen Nächtigungszahlen dürften weiter steigen. „Durch die Auszeichnung gibt es regelmäßig eine Zunahme der Reisetätigkeit“, berichtet Henderson von früher prämierten Städten. Das hänge aber auch damit zusammen, dass es in den ausgezeichneten Städten meistens besondere Ereignisse wie in Salzburg das Festspiel-Jubiläum gäbe.
Die Stadtverantwortlichen sehen das gelassen. „Der Nächtigungstourismus ist nicht unser großes Problem“, sagt Brugger. An der besseren Verteilung der Touristenbusse wolle die Stadt weiter arbeiten.
Eine Beschränkung der Touristenzahlen kommt für den Stadtchef nicht in Frage. „Salzburg ist eine weltoffene, liberale Stadt. Außerdem, wie soll eine Beschränkung in der Praxis funktionieren“, fragt Preuner.
Lonely Planet wurde 1973 in Australien gegründet und ist heute laut eigenen Angaben der weltweit größte Reiseverlag mit rund 400 Mitarbeitern. Ursprünglich richtete sich der Verlag hauptsächlich an Rucksacktouristen. „Aber auch wir haben uns geändert. Wir bieten heute Inhalte für alle Arten von Reisen an“, sagt Managerin Becky Henderson.
Seit 15 Jahren kürt Lonely Planet jährlich zehn Top-Städte, -Länder und -Regionen. Das Ranking wird von fünf Experten erstellt. Hinter Salzburg wurden die Städte Washington DC und Kairo gelistet.