Aufräumarbeiten nach den Unwettern in Tirol
Die Aufräumarbeiten nach den Unwettern im Sellrain- und Paznauntal in Tirol sind am Mittwoch mit Hochdruck fortgesetzt worden. Nach wie vor waren rund 250 Soldaten des Bundesheeres im Einsatz. Zusätzlich waren Hunderte Feuerwehrleute, freiwillige Helfer und Mitarbeiter des Roten Kreuzes an den Hilfsmaßnahmen beteiligt. Die Wettersituation war günstig und sollte auch die kommenden Tage so bleiben.
Einem Heeressprecher zufolge verliefen die Arbeiten planmäßig. Die Kooperation mit den Einsatzkräften und der Bevölkerung vor Ort sei "vorbildlich". Derzeit würden keine zusätzlichen Kräfte benötigt. Falls dies aber der Fall sein sollte, könnten jederzeit weitere Männer beordert werden. Anfang nächster Woche sollen die derzeitigen Soldaten durch frische Kräfte ersetzt werden. "Wir werden jedenfalls vor Ort bleiben, solange wir benötigt werden", betonte der Heeressprecher gegenüber der APA. Die derzeit herrschende Wettersituation sei für die Arbeiten "optimal".
Potenzial für heftige Niederschläge weiter vorhanden
Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird es die kommenden Tage in Tirol warm bis heiß, vorübergehend nimmt auch die Schauerneigung ab. Das Potenzial für heftige Niederschläge bleibe aber, insbesondere Montag und Dienstag prognostizierten die Meteorologen den Beginn von Schauern verbunden mit einem Temperaturrückgang. Die Regenmengen seien aber noch nicht abschätzbar.
Der Unterschied zu der Situation, die zu den Unwettern im Sellrain- und im Paznauntal geführt hatten, sei aber, dass keine punktuell niedergehenden Gewitterzellen absehbar seien, erklärte Josef Lang von der ZAMG: "Durch den aufkommenden, mäßig bis starken Föhn aus Süd-West werden die Gewitterzellen, die sich am Alpenhauptkamm bilden, rasch weiterziehen".
Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte den Schaden am Dienstag nach einem Lokalaugenschein mit rund 30 Millionen Euro beziffert und den Betroffenen Unterstützung zugesagt. 50 Prozent des Privatschadens sollen aus Mitteln des Katastrophenfonds übernommen werden. Rund vier Millionen Euro der geplanten Beihilfe werde das Land Tirol als Soforthilfe ausbezahlen, hieß es.
Bilder aus den betroffenen Gebieten
Die Sellraintalstraße (L13), die teilweise unterspült bzw. weggerissen worden war, blieb zwischen Kematen und Sellrain in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Die Gemeinde Sellrain war laut Polizei vorerst nur über Ötz/Kühtai erreichbar. Die Sanierung der L13 werde mehrere Woche in Anspruch nehmen, hatte es geheißen.
Polizisten im Paznauntal im Aufräumeinsatz
135 Polizisten aus Nieder- und Oberösterreich haben am Mittwoch bei den Aufräumarbeiten in der Gemeinde See im Paznauntal mitgeholfen. Der Einsatz erfolgte an ihrem freien Tag, wie das Land in einer Aussendung betonte. Die Beamten sind wegen des G-7-Gipfels und des Bilderbergtreffens in Telfs in Tirol. Die nötigen Ausrüstungsgegenstände wie Pickel, Schaufeln, Arbeitshandschuhe und Scheibtruhen erhielten sie aus dem Katastrophendepot des Landes in der Pontlatzkaserne in Landeck. Anschließend brach der Konvoi aus 20 Polizei-Kleinbussen nach See auf.
Spätestens ab Freitag befahrbar sein soll die Ersatzbrücke über die Melach auf der Oberperfer Straße, teilte Landesbaudirektor Robert Müller mit. Derzeit versuchen Techniker der Landesstraßenverwaltung, von Kematen und Sellrain in die Schluchtenstrecke der Sellraintalstraße vorzudringen, um die Detailschäden einschätzen zu können.
Im Sellraintal (Bezirk Innsbruck-Land) richteten Dutzende Murenabgänge und Überschwemmungen in der Nacht auf Montag großen Sachschaden an (der KURIER berichtete). Die Melach erreichte im Sellrain in kürzester Zeit den Pegel eines 100-jährlichen Hochwassers. Etwa 30 Personen mussten evakuiert werden. Das Rote Kreuz richtete in Oberperfuss eine Versorgungsstelle ein. In der Gemeinde See im Paznauntal (Bezirk Landeck) traten Bäche in der Nacht über die Ufer. Der Ortsteil Gries wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Etwa 20 Häuser waren betroffen, rund 100 Menschen mussten evakuiert werden.