Acker-Schwarzkümmel: Die Blume des Jahres ist fast schon verschwunden
Von Anya Antonius
Einst war die Pflanze mit den zartgefiederten Blättern und den weißen Blüten in ganz Österreich verbreitet. Heute ist sie hierzulande großflächig verschwunden und nur noch im pannonischen Raum zu finden – mit etwas Glück. Denn der Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis) gilt als „stark gefährdet“ und steht in Österreich auf der Roten Liste. Nun wurde er vom Naturschutzbund und dem Verein zur Erforschung der Flora Österreichs zur Österreichischen Blume des Jahres 2024 gekürt.
Wie der Name schon sagt, fühlt sich die selten gewordene Blume auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, aber auch auf Brachflächen und an Wegesrändern besonders wohl.
Scheues Wildkraut
Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeerraum, doch als uralte Kulturbegleiterin folgte sie den Menschen, die in der Jungsteinzeit (Neolithikum) die Landschaft durch Ackerbau umgestalteten, auch in unsere Breiten. Pflanzenreste konnten auch im keltischen Heiligtum von Roselsdorf (Niederösterreich) nachgewiesen werden.
Doch ihr Leben mit den Menschen wurde ihr schließlich zum Verhängnis: Der intensive Einsatz von Herbiziden in der Landwirtschaft sorgte seit den 1960er-Jahren dafür, dass das Vorkommen der einjährigen Pflanze drastisch zurückging. Immer häufigere Bearbeitungsgänge im Feld sowie zu kurze Brachezeiten taten ihr Übriges. Dazu kommt, dass der Acker-Schwarzkümmel als sehr konkurrenzschwache Pflanze gilt. Bei der – im Vergleich zu früher – hohen Saatdichte auf den Äckern kann die lichtbedürftige Blume schnell untergehen. Dabei würde das bis zu 50 Zentimeter hochwachsende Ackerwildkraut gerade auch an trockenen Standorten gut gedeihen – immerhin wurzelt es bis zu 80 Zentimeter in die Tiefe.
"Wilder Koriander"
Erstmals erwähnt wurde die Pflanze als „Wilder schwarzer Koriander“ 1543 im „New Kreüterbuch“ des deutschen Gelehrten Leonhart Fuchs, nach dem später die Gattung der Fuchsien benannt wurde. Mit dem echten Kümmel (Carum carvi) oder Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) ist die Pflanze nicht verwandt. Anders als diese gehört sie zur Familie der Hahnenfußgewächse und dort zur Gattung der Schwarzkümmel.
Im Gegensatz zum Echten Schwarzkümmel werden die Samen des Acker-Schwarzkümmels in der Regel aufgrund ihres hohen Alkaloid-Gehaltes nicht als Gewürz verwendet – wenn auch keine Vergiftungen durch sie bekannt sind.
Sagenhaft
Der Schwarzkümmel-Verwandten Nigella Sativa, die hierzulande als „Gretl in der Stauden“ bekannt ist, ist übrigens eine österreichische Sage gewidmet. Denn einst sollen besagte Gretl und der Nachbarbub Hansl unsterblich verliebt ineinander gewesen sein. Gretls hartherziger Vater wusste die Liebesgeschichte zu verhindern, Hansl war ihm eine allzu schlechte Partie. Und so blieben den beiden nichts als Blicke aus der Ferne. Hansl blickte vom Weg in den Garten zu Gretl, sie blickte aus dem Garten zu ihm – so lange, bis beide zu Blumen wurden. Gretl zur blaublütigen Gretl in der Stauden und Hansl zu dem am Weg entlangkriechenden Hansl am Weg.