Chronik/Österreich

85 Prozent der Waldbrände sind von Menschen verursacht

Ein Klimaschutzgesetz gibt es zwar noch immer nicht, dafür neue Initiativen gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) präsentierte am Freitag das neue „Aktionsprogramm Waldbrand“.

Klimatologen gehen davon aus, dass die Winter regnerischer, die Sommer aber viel trockener werden. Und damit steigt die Waldbrandgefahr massiv an. Aktuell gibt es aufgrund der Regenfälle der vergangenen Tage kein besonderes Brandrisiko. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei uns jährlich rund 2000 kleinere und mittlere Waldbrände stattfinden, Tendenz stark steigend: Derzeit brennt es rund dreimal so häufig wie noch vor zehn Jahren.

Der jüngste große Waldbrand etwa trug sich im Juli am Truppenübungsplatz bei Großmittel (NÖ) zu, wo die Flammen bis zu 30 Meter in den Himmel loderten und 400 Hektar Wald zerstört wurden. Laut dem Waldbrandblog der Boku waren mehrere Faktoren dabei ausschlaggebend: Hohe Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit, starker Wind und ein „brandgefährlicher“ Waldtyp mit Schwarzkiefern, die das höchste Entzündungspotenzial haben. Laut Totschnig sind auch Buchen brandempfindlich, Eichen und Hainbuchen seien resistenter.

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Wer ist schuld?

Ein Großteil der Waldbrände in der Alpenregion wird direkt oder indirekt durch den Menschen ausgelöst. Die wichtigsten Ursachen sind laut einer Studie von Harald Vacik (Boku Wien) Fahrlässigkeit – etwa durch Zigaretten, außer Kontrolle geratene Feuer oder heiße Asche –, Brandstiftung sowie Funkenflug und Stromleitungen.

In Österreich geht man davon aus, dass 85 Prozent der Brände von Menschen verursacht werden, 15 Prozent dürften durch Blitze ausgelöst werden. Übrigens: Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist es höchst unwahrscheinlich, dass Glasscherben einen Waldbrand auslösen.

Wer einen Waldbrand verursacht, ist dafür voll haftbar. Tatsächlich werden fast nie Schuldige ausgeforscht.

Das Aktionsprogramm hat nun mehrere Ziele: So soll das Thema breiter beforscht und verstanden werden, das Wissen um Waldbrände besser vermittelt werden, etwa an Schulen (siehe Poster). Und es geht um die Frage der Vorbeugung und Bekämpfung, etwa durch detailliertere Risikokarten, aber auch durch die Anschaffung von Löschflugzeugen oder Drohnen, waldbauliche Maßnahmen wie Brandschneisen, brandhemmende Bepflanzung oder Löschteiche. Dafür stehen 9,8 Millionen Euro aus dem Waldfonds zur Verfügung.

Weltweit nehmen Waldbrände rasant zu. Allein in der EU sind 2022 etwa 700.000 Hektar (7.000 km2) verbrannt, betroffen waren vor allem Frankreich, Spanien und Deutschland. Riesige Brände gibt es derzeit auch in Russland, Brasilien, Kalifornien und Nordafrika.

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