Chronik/Österreich

74-Jähriger ist zu alt für den Rennsport: Gesperrt

In der Motorsport-Szene ist Karl-Heinz Becker eine Legende. Diesen Ehrentitel sprechen ihm sogar Kritiker zu. Dem breiten Publikum fällt der Rennfahrer vor allem durch eine Eigenschaft auf: sein Alter. Becker ist 74 Jahre alt. Ein Umstand, der ihm nun aber zum Verhängnis werden könnte: Das Abschlussrennen der BOSS GP in Spielberg an diesem Wochenende wird Becker nicht bestreiten. Er wurde gesperrt. „Altersdiskriminierung“, nennt der Rennfahrer das und wehrt sich.

„Ich fahre seit 56 Jahren Rennen“, erzählt der Deutsche. „Zuletzt war ich auf Platz fünf der Meisterschaft.“ Doch dann kam es in Hockenheim zu einem Unfall, in den auch Becker involviert war. „Das ist Motorsport. So etwas passiert. Und es war auch nicht mein alleiniges Verschulden“, schildert der Ausnahme-Sportler.

Doch plötzlich wollte man ihn loswerden, sagt er. Becker musste sich einem medizinischen Fahrtauglichkeitstest unterziehen – mit Erfolg. Nur einen leicht erhöhten Blutdruck stellte der Arzt bei ihm fest.

Starten darf er trotzdem nicht.

Uneinigkeit

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Allerdings nicht wegen einer angeblichen Altersdiskriminierung, wie die Organisatoren beteuern. Der Grund sei vielmehr „Uneinigkeit zwischen Serienverantwortlichen und dem Fahrer Karl-Heinz Becker über den richtigen Umgang mit anderen Fahrern auf und neben der Rennstrecke.“

Becker ist erzürnt. „Ich halte das Fair Play des Rennsportes hoch. Die wissen gar nicht, was sie mir damit angetan haben. Ich hatte den Plan, in einem Jahr, an meinem 75. Geburtstag, den Rennsport zu beenden.“

Doch so wie es aussieht, wird Becker auch in der kommenden Saison nicht mehr als Fahrer zugelassen.

Sein Anwalt Johannes Öhlböck sieht beim Veranstalter schwere Verstöße. „Im Vorgehen der Veranstalter liegt nicht nur ein klarer Verstoß gegen das Reglement vor, sondern auch eine massive Diskriminierung eines körperlich topfitten Rennfahrers aus Altersgründen.“Vor Gericht will man (vorerst) noch nicht streiten. Allerdings wird der Rennfahrer mit seinem Anwalt Schadenersatz-Forderungen stellen.

Denn: Erst vor Kurzem hatte Becker rund 10.000 Euro in seinen Wagen investiert. „Ich bin ein verrückter, alter Motorsportler, kein Millionär.“

Bei der BOSS GP handelt es sich um eine Rennserie für historische Formel-Rennwagen. Mit dabei sind nicht nur ausgemusterte Formel-1-Rennwagen – unter anderem ein Benetton B197, mit dem Gerhard Berger und Alexander Wurz 1997 in der Königsklasse am Start waren, sowie Renner von Toro Rosso, Arrows und Minardi – sondern auch Boliden aus kleineren Formel-Serien wie der ehemaligen GP2 oder der Renault World Series. Gefahren wird auf Rennstrecken quer durch Europa.