250 Österreicher im Ausland in Haft
140 Mann in einer Zelle – ohne Toilette. Geschlafen werden kann nur im Sitzen. Dazu Hitze und übler Gestank. Essen gibt es nur vereinzelt. So drastisch schildert der Burgenländer Hannes F. (33) die Haft in einem ägyptischen Gefängnis. Sieben Jahre muss er hier wohl wegen Waffenschmuggels verbringen. Georg E., ein Geschäftsmann, der einige Wochen mit einem Minister in Nigeria in Haft saß, will darüber nicht reden: "Das kann man sich nicht einmal vorstellen", schilderte er gegenüber dem KURIER.
Rund 250 Österreicher teilen derzeit sein Schicksal und das von Susanne Mayr, die 18 Jahre in einer indonesischen Haftanstalt verbringen wird müssen (siehe Berichte unten). Sie wurde, wie berichtet, mit 3,3 Kilogramm Crystal Meth am Flughafen Jakarta geschnappt. Zumindest die Todesstrafe konnte in ihrem Fall abgewendet werden.
"Täglich ein Besuch"
"Wir machen 330 Haftbesuche pro Jahr, also durchschnittlich fast täglich einen", erklärt Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums in Wien. Wobei nur die gröberen Fälle den konsularischen Weg gehen. Denn sobald die Botschaft informiert ist, wird alles offiziell. Die Folge ist auch ein Eintrag in die österreichische Strafakte.
Die Liste der Länder, wo Österreicher derzeit einsitzen ist jedenfalls lang: Thailand, El Salvador, Russland oder Mexiko sind darauf zu finden. In den meisten Fällen geht es um Drogenvergehen; ein 56-jähriger Wiener sitzt derzeit etwa das vierte von 20 Jahren in kenianischer Haft ab. Er hatte zwei Kilo Kokain im Gepäck. In Kolumbien muss eine 25-jährige Frau aus Ried wegen Kokainschmuggels noch weitere fünf Jahre "einsitzen". Auch zu finden auf der Liste der Delikte ist Kindesmissbrauch – deshalb wurde 2008 ein damals 64-jähriger Salzburger zu zehn Jahren verdonnert.
Zunächst raten die Beamten zur Anlegung eines Gelddepots. "In solchen Ländern kann man im Gefängnis immer etwas kaufen", heißt es. Doch zu viel Geld sollte niemand bei sich führen, da dies hinter Gittern gestohlen werden kann. Deshalb nimmt ein Konsularbeamter bei jedem Besuch ein wenig Bargeld mit.
Zwar sitzen die meisten Österreicher (etwa 90) in Deutschland in Haft, dort aber finden kaum Botschaftsbesuche statt. "Das passiert vor allem dort, wo es etwa Probleme mit dem Essen gibt", erklärt Weiss. Das sei in Deutschland natürlich nicht der Fall.
Haftzahl sinkt
Insgesamt ist die Zahl der Österreicher, die im Ausland in Haft sitzen, in den vergangenen Jahren stark gesunken. "Seit 2011 gibt es eine EU-Abkommen, dass die Haft im Heimatland abgesessen werden soll", berichtet Dagmar Albegger vom Justizministerium. Außerhalb Europas ist eine Überstellung nach Österreich sehr schwierig. Der Betroffene muss dazu am Haftort ansuchen, meist wird dem aber nur stattgegeben, wenn es ein Abkommen gibt. Zwischen Österreich und Indonesien etwa ist das nicht der Fall. Die Chancen, dass Susanne Mayr überstellt wird, sind vermutlich eher gering.
18 Jahre Haft und 300.000 Euro Geldstrafe – geschockt, verzweifelt und enttäuscht reagieren die Eltern von Susanne Mayr auf das Urteil des indonesischen Gerichts gegen die Frau aus dem Bezirk Baden. Sie soll versucht haben, 3,3 Kilogramm Crystal Meth zu schmuggeln – sogar die Todesstrafe stand im Raum. Mutter Ingeborg See kann die Tränen auch am Tag, nachdem das Urteil bekannt wurde, kaum zurückhalten. "Es ist für uns alles wie ein böser Traum", meint sie, "wir hatten die Hoffnung, dass es nur ein paar Jahre werden."
Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einer möglichen Überstellung nach Österreich. Die Familie hat Angst, dass die junge Frau nach dem Urteil zerbrechen könnte. "Susanne war während des Prozesses sehr stark und hat wirklich gekämpft. Ich weiß aber, dass sie ein sehr sensibler Mensch ist, und kann nur hoffen, dass sie weiter stark ist", meint die Mutter.
Am Dienstag in der Früh erreichte das Außenministerium in Wien die Nachricht: Die 29-jährige Susanne Mayr aus dem Bezirk Baden wurde nicht, wie befürchtet, zum Tode verurteilt. Allerdings muss sie wegen Drogenschmuggels für 18 Jahre in Indonesien hinter Gitter. Dazu kommt eine Geldstrafe von 300.000 Euro – oder weitere sechs Monate im Gefängnis.
Der indonesische Drei-Richter-Senat schenkte dieser Darstellung keinen Glauben. Die Frau wurde wegen "wissentlichem Drogenschmuggels" verurteilt. Seit Dienstagfrüh ist das Urteil rechtskräftig, Susanne Mayr beruft auf Anraten ihres Rechtsanwaltes nicht. Das Problem dabei: In rund 50 Prozent der Fälle wird das Urteil bei einer neuerlichen Verhandlung verschärft. Somit würde auch die Todesstrafe erneut drohen. Diese wird in Indonesien auch an Ausländern vollstreckt – diese werden mitten in der Nacht ohne Vorwarnung aus ihrer Zelle geholt und vor ein Erschießungskommando gebracht. Bis zur Exekution können dann Tage vergehen oder auch Monate.