17 Prozent der Pflegebetten leer, weil Personal fehlt
Der Rückblick in den Juni zeigt, wie prekär der Personalmangel im Pflegebereich ist: 70 von 406 Betten der Heime in den Geriatrischen Gesundheitszentren (kurz GGZ) in Graz können seit damals nicht belegt werden, das sind 17 Prozent – es gibt schlicht keine Mitarbeiter, die sich um die Senioren kümmern können. Die Situation bleibt angespannt, neue Bewohner können derzeit kaum aufgenommen werden.
Aus dem Grund will die Stadt Graz den Pflegekräften nun mehr Gehalt zahlen. Diplomiertes Personal erhält 175 Euro brutto monatlich mehr, Heimhilfen 100 Euro, zusätzlich zu den Gehaltsabschlüssen der Kollektivvertragsverhandlungen. Das gilt rückwirkend auch bereits für Oktober, kündigte Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) am Montag an.
Frühere Treueprämien
Die Gehaltserhöhung ergab sich auch nach dem Vergleich mit privat geführten Einrichtungen, die mehr bezahlten, wie Stadt und GGZ eingestehen: „Da war Luft nach oben“, betonte Krotzer. „Wir sehen die brennenden Probleme in der Pflege und setzen Lösungen.“
Um Mitarbeiter zu binden, werden Treueprämien für langjährige Mitarbeiter nicht erst nach 25 beziehungsweise 40 Jahren ausbezahlt, sondern bereits nach fünf und zehn Jahren im Dienst. Zudem werden die Pflegefachkräfte von rein administrativen Tätigkeiten entlastet, diese Arbeit soll künftig von eigenen Assistenten erledigt werden. Das Paket kostet die Stadt pro Jahr rund 800.000 Euro.
Die Stadt steht mit dem Personalmangel aber nicht alleine da, auch private Betreiber oder gemeinnützige Trägervereine kämpfen mit dem gleichen Problem. In der Steiermark werden rund 12.500 Menschen in 220 Einrichtungen gepflegt, deren Träger sich zum „Bündnis gute Pflege“ zusammengeschlossen haben.
Ein neuer Lehrberuf in Oberösterreich
Sie fordern vom Land unter anderem jene Assistenzkräfte für nicht-pflegerische Aufgaben, die die Stadt Graz nun zahlen will. Für alle Heime zusammen genommen ginge es da um rund neun Millionen Euro pro Jahr, die aber auch 900 neue Jobs schaffen würden, wie das Bündnis vorrechnete.
In Oberösterreich versucht die Landesregierung einen anderen Weg: Im Herbst 2023 sollen erstmals Pflegeassistenz oder Pflegefachfachassistenz als drei- bzw. vierjähriger Lehrberuf angeboten werden. Als Vorbild dient ein Modell aus der Schweiz, wo es diese Lehre bereits seit 2004 gibt. Das Interesse junger Menschen für diesen Beruf scheint vorhanden zu sein, laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts IMAS könnten sich 23 Prozent der Jugendlichen vorstellen, diesen Weg einzuschlagen.
Das deckt sich auch mit Zahlen aus Graz. 750 bis 800 junge Schüler und Studierende machten laut GGZ mittlerweile Praktika oder eine Ausbildung, vor einigen Jahren waren es erst 350. Nun gehe es darum, diese jungen Menschen auch im Beruf zu halten, hieß es.