Chronik/Oberösterreich

Zwischen Erfolgsprojekt und Subventionsmaschinerie

Das Musiktheater polarisiert fünf Jahre nach seiner Eröffnung immer noch. Für Manfred Haimbuchner ist es „in Wahrheit eine Riesensubventionsmaschine“. Der freiheitliche Landeshauptmannstellvertreter, der den Bau immer abgelehnt hat, „weil er gegen den Volkswillen, das Ergebnis der Volksabstimmung verstößt“, sind „diese Kultureinrichtungen eine finanzielle Hypothek für die nachfolgenden Generationen“.

Der Koalitionspartner von Landeshauptmann Thomas Stelzer ist mit seiner Kritik nicht allein. Für Neos-Budgetsprecherin Karin Doppelbauer „ist das Musiktheater überdimensioniert. Ich weiß nicht, ob Oberösterreich so ein Prestigeobjekt braucht.“ Die aus Kallham im Bezirk Grieskirchen stammende Politikerin fragt sich, „ob es nicht eine effizientere Variante gibt, wo man das Geld besser einsetzen kann“.

Angesichts des Sparkurses der Landesregierung ist das eine berechtigte Frage. Von den Eltern, die ihre Kinder in die Nachmittagsbetreuung schicken, werden seit zwei Monate Beiträge verlangt. 13 Millionen Euro will das Land damit einsparten. Das ist gerade einmal ein Drittel des Musiktheater-Abgangs. Die Oberösterreichische Theater- und Orchester GesmbH. erhält heuer aus dem Landesbudget 39,5 Millionen Euro. Immerhin sind hier rund 1000 Menschen beschäftigt.

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Dieser finanziellen Hypothek steht der Erfolg bei den Besuchern gegenüber. Die Auslastung ist zwar seit der Eröffnung von 88 auf auf 83 Prozent zurückgegangen, aber die Zahl von 340.000 Besuchern im vergangenen Jahr kann sich sehen lassen. Intendant Hermann Schneider ist zuversichtlich, trotz der Sparmaßnahmen das gewohnte Niveau wieder erreichen zu können. Er möchte einen Shop einrichten, um die Einnahmen zu erhöhen.

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Die Stadt Linz zahlt dem Musiktheater jährlich sieben Millionen Euro. Bürgermeister Klaus Luger glaubt, dass man sich zukünftig spezialisieren muss. „Man kann nicht in allen Sparten spitze sein.“

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Landeshauptmann Thomas Stelzer meint: „Mit dem Musiktheater wurde ein eigener, oberösterreichischer Weg gegangen“. Dieser Weg beinhalte internationale Kooperationen mit großen Häusern, auch durch das Brucknerorchester.

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Ihr Chefdirigent Markus Poschner sagt: „Es war ein entscheidender Schritt, das Repertoire an die Größe dieses Hauses anzupassen“. Die Auswahl der Werke mache es möglich, sich von Häusern in Wien und Salzburg zu unterscheiden. „Auch unsere Absicht, mit anderen großen Häusern zu kooperieren, zum Beispiel in Lyon, Nizza und Bonn, ist wichtig, um das Haus international zu verankern.“ Kooperationen im skandinavischen Raum seien in den nächsten zwei bis drei Jahren geplant. Poschner findet, man solle keine Sparte forcieren. „Jede Sparte für sich ist eine große Säule. Wir sind ja nicht nur Stadt- sondern auch Staatstheater.“ Dietmar Kerschbaum, der neue Chef des Brucknerhauses, meint, man sollte sich zukünftig programmatisch noch stärker absprechen.

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Birgit Gerstorfer, Landesrätin und SPÖ-Landesvorsitzende, findet, dass das neue Haus in den vergangenen fünf Jahren gute Arbeit geleistet hat. „Angesichts des Sparkurses und der personellen Veränderungen ist es aber notwendig zu schauen, dass der Qualität kein Abbruch getan wird. Kultur ist Nahrung für die Seele.“

Der Grüne Kultursprecher Severin Mayr findet: „Das Musiktheater hat einen enormen Anteil daran, dass sich Linz und OÖ zwischen den „klassischen“ Kulturstädten Salzburg und Wien etablieren konnte.“ Jetzt gehe es darum, den Erfolgsweg stabil fortzusetzen.