Chronik/Oberösterreich

Wirbel nach Kündigung von Betriebsrats-Kandidaten

Als Erdeniz Y. Mittwochfrüh bei seiner Arbeitsstelle – der Firma Neuhofer Holz in Zell am Moos – vorfuhr, war plötzlich nichts mehr wie sonst. „Bei der Firmeneinfahrt sind drei Securities gestanden, die sich mein Kennzeichen notiert haben“, erzählt der 27-Jährige. Es sei das erste Mal gewesen, dass ein Sicherheitsdienst das Gebäude abschirmte. Verwundert stempelte Y. zu Dienstbeginn und ging zu der Digitaldruck-Maschine, an der er üblicherweise arbeitete.

„Plötzlich ist der Personalchef mit einem Security gekommen und hat mich ins Büro geholt.“ Als der Vorgesetzte Y. fragte, ob er wisse, warum er geholt worden sei, verneinte der Mitarbeiter. „Er hat dann gesagt, dass ich gekündigt werde, weil es derzeit zu wenig Aufträge gibt.“


Y., der seit sechs Jahren bei Neuhofer arbeitete, wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt. Ein Security begleitete ihn zum Spind, wo er rasch seine Sachen einpacken musste, dann wurde er zum Auto gebracht. „Von meinen Kollegen konnte ich mich nicht mehr verabschieden.“ Der zweifache Familienvater ist über seine Kündigung verzweifelt: „Ich hab’ mir ein Haus gekauft, wie soll ich die Raten bezahlen?“


Protest

Neun anderen Mitarbeitern – darunter der 50-jährige Rexhep K., der seit 18 Jahren für Neuhofer arbeitet – erging es am Mittwoch ähnlich. Auch sie mussten nach Erhalt ihrer Kündigung sofort das Unternehmen verlassen.
Der ÖGB wirft dem Familienbetrieb (rund 220 Mitarbeiter) vor, dass das Argument des Auftragsrückgangs eine Schutzbehauptung sei. „Es ist doch merkwürdig, dass ausgerechnet jene Leute abgebaut werden, die sich zuletzt für den Aufbau eines Betriebsrats stark gemacht haben“, sagt ÖGB-Bezirkssekretär Frederik Schmidsberger. Bei Y. und den anderen handle es sich allesamt um Kandidaten. Seit 2. April wisse Neuhofer durch einen Aushang am Schwarzen Brett davon. Schmidsberger: „Die Frage ist, wer sich jetzt noch traut, anzutreten“

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Ein Teil der Gekündigten protestierte am Mittwoch vor der Firma und machte Werbung für eine Betriebsversammlung am 20. April, bei der die Wahlhelfefer bestellt werden sollen.

Geschäftsführer Franz Neuhofer jun. weist die ÖGB-Kritik zurück. Er wirft Schmidsberger vor, sein Unternehmen durch die Verbreitung offensichtlicher Falschinformationen beschädigen zu wollen: „Wir stehen der Gründung eines Betriebsrates nicht negativ gegenüber.“