Chronik/Oberösterreich

„Wir Bauern müssen mit den Konsumenten mehr reden“

Vergangene Nacht ist sie erst um 2.30 Uhr ins Bett gekommen. Zwei Sauen haben geferkelt, sie musste schauen, dass bei den Geburten alles richtig abläuft. Dafür konnte sie um eine Stunde länger schlafen. Ausnahmsweise ist sie erst um 6 Uhr aufgestanden, normalerweise ist um fünf Uhr Tagwache. Lukas, der ältere der drei Söhne (13, 11 und 7 Jahre), wird um 6.25 Uhr vom Schulbus abgeholt, damit er rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn in der Hauptschule Neumarkt/H. ist.

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Lumer z' Hofmanning

Daniela Burgstaller ist Bäuerin in Taufkirchen an der Trattnach (Bez. Grieskirchen), am Lumer-Hof z’Hofmanning. Die 42-Jährige ist Betriebsführerin, sie und ihr Mann Rudolf bewirtschaften rund 50 Hektar, mit dem geernteten Getreide und Mais füttern sie 800 Schweine, davon sind 60 Zuchtsauen. Vom Erlös kann eine Person leben, Rudolf (48) arbeitet seit 26 Jahren beim benachbarten Futtermittelhersteller Schaumann und betreut rund 120 Kunden im Umkreis von 20 Kilometern.

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Dass Daniela und Rudolf ein Paar geworden sind, haben sie der Musik zu verdanken. Beim Bezirksmusikfest in Kallham haben sie sich kennengelernt, sie hat damals Wirtschaftspädagogik an der Linzer Uni studiert, wollte Lehrerin werden und war die älteste Tochter eines Transportunternehmers aus der Tolleterau (Grieskirchen). Rudolf hat anfangs gezögert, ihr zu sagen, dass er Schweinebauer ist. Doch für sie war das kein Problem, sie wollte ihm sofort im Stall helfen. Die Liebe blieb, auch die Liebe zur Musik. Er ist Stabführer und Obmann der Musikkapelle Taufkirchen, Daniela spielt Klarinette, Sohn Lukas Tuba.

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Obwohl Daniela im zweiten Bildungsweg die landwirtschaftliche Meisterprüfung abgelegt hat, sieht sie so manche Dinge aus einem anderen Blickwinkel. „Wir Bauern müssen viel mehr mit den Konsumenten kommunizieren. Der Konsument ist unsere Kundschaft. Aufklärung ist eines der wichtigsten Dinge.“ Als Beispiel nennt sie den Ferkelschutzkorb, der verhindert, dass sich die Muttersau auf die eben geborenen Ferkel legt und sie erdrückt. „Studien belegen, dass dadurch österreichweit im Jahr 500.000 Ferkel am Leben bleiben. Ist das mehr Tierschutz? Als mich meine früheren Freundinnen besucht und den Schutzkorb gesehen haben, haben sie gesagt, das soll ein Problem sein?“

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Aufgrund ihrer Qualifikation unterrichtet Daniela Burgstaller auch in landwirtschaftlichen Fach- und Meisterkursen. Im Schnitt eineinhalb Tage. Zudem ist sie in der Vertretung als Landwirtschaftkammerrätin tätig. „Ich habe mir gesagt, wenn ich etwas ändern will, muss ich mitarbeiten. Ich kann nicht nur sudern und mich aufregen, sondern muss Ideen einbringen. Auch wenn nicht alles verwirklicht wird, kann man mitreden.“

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Das Auskommen finden

Die Landwirtschaft ist unter Druck. Zum einen von Nichtregierungsorganisationen, die der Nutztierhaltung kritisch bis ablehnend gegenüberstehen und eine Verschärfung so mancher Gesetze fordern, zum anderen durch Billigimporte aus der EU und anderen Kontinenten, deren Vorschriften deutlich unter dem österreichischen Niveau liegen. Und deren Qualität mit der heimischer Produkte nicht mithalten kann. Österreichs kleinstrukturierte Landwirtschaft kann kaum die Preise des Billigfleisches industrieller ausländischer Produzenten bieten.

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Auch wenn die Zahl der Bauern rückläufig ist, sieht Burgstaller die Zukunft positiv. „Jeder muss und will essen. Jedes Land ist bestrebt, seine Ernährungssouveränität zu erhalten. Es stellt sich die Frage, ob die Rahmenbedingungen so verschärft werden, dass die Vielfalt nicht mehr erhalten werden kann. So ist zum Beispiel der Selbstversorgungsgrad beim Schweinefleisch in Gefahr. Woher wird dann das Schweinefleisch kommen? Bauern müssen auch ihr Auskommen finden.“

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