Wegweisungen haben sich in OÖ seit 2014 mehr als verdoppelt
Von Josef Kleinrath
Keine schönen Zahlen, die bei der Bilanz des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich präsentiert werden. 3.779 Klientinnen und Klienten wurden im Jahr 2023 betreut, 2.665 davon wurden von der Exekutive aufgrund eines Betretungs- und Annäherungsverbotes an das Gewaltschutzzentrum überwiesen.
Insgesamt wurden im Vorjahr 25.654 Beratungsgespräche geführt. Die Zahlen sind dramatisch. Im Vorjahr gab es in Österreich 15.191 Betretungsverbote, davon in OÖ 2.665. Vor 10 Jahren, im Jahr 2014, waren es nur 8.466 in Österreich und 1.061 in Oberösterreich.
2023: Österreich: 15.191, OÖ: 2.665
2022: Österreich: 14.589, OÖ: 2.426
2021: Österreich: 13.542, OÖ: 2.135
2020: Österreich: 11.495, OÖ: 2.024
2019: Österreich: 8.748 , OÖ: 1.340
2018: Österreich: 8.076 , OÖ: 1.175
2017: Österreich: 8.752, OÖ: 1.319
2016: Österreich: 8.637, OÖ: 1.293
2015: Österreich: 8.261, OÖ: 1.128
2014: Österreich: 8.466, OÖ: 1.061
Wobei das auch darauf zurückzuführen ist, dass mittlerweile ein wesentlich größeres Bewusstsein in der Bevölkerung besteht.
Gewalt ist männlich
Gewalt ist männlich. Das zeigen die Zahlen des Gewaltschutzzentrums. Denn 78 Prozent der Opfer sind Frauen, die zu 89 Prozent der Gewalt von Männern ausgesetzt sind.
Und auch männliche Opfer waren zu 78 Prozent Opfer von Männern. 63 Prozent der Opfer waren Österreicher und Österreicherinnen, 15 Prozent kamen aus der EU. Bei den Tätern handelte es sich bei 63 Prozent um österreichische Staatsbürger.
2.023 Delikte angezeigt
Im Vorjahr wurden von den Klientinnen des Gewaltschutzzentrums 2.023 Delikte angezeigt - 866 Körperverletzungen, 742 gefährliche Drohungen, 168 mal Stalking, 22 Mal sexueller Missbrauch, 66 Mal fortgesetzte Gewaltausübung. Acht Mal waren Mord bzw. Totschlag in OÖ zu beklagen.
Und es geht in der Tonart weiter: Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Oberösterreich von der Exekutive 1.295 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen und vom Gewaltschutzzentrum OÖ 2238 Klientinnen und Klienten beraten.
Eva Schuh, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums, betont: "Unser Ziel ist es, möglichst viele von häuslicher Gewalt, Gewalt im sozialen Nahraum sowie Stalking betroffene Personen zu erreichen."
Deshalb wird im August ein neuer Standort in Wels eröffnet, der auch dort persönliche Kontaktgespräche ermöglicht. Und ein zunehmend wachsender Social-Media-Auftritt soll vermehrt Aufmerksamkeit auf die Thematik lenken.
"Die gezielte Nutzung von Social Media ermöglicht es uns, eine breitere und jüngere Zielgruppe zu erreichen und die Bekanntheit der Organisation zu erhöhen", sagt Schuh. In Kooperation mit anderen Vernetzungspartner*innen werde gezielt für Gewaltschutz und Gewaltprävention sensibilisiert "und das Recht auf ein Leben ohne Gewalt thematisiert".
Das Büro in Wels ist übrigens ein weiterer Standort neben dem Hauptbüro in Linz, den Regionalstellen in Ried, Gmunden, Freistadt und Steyr sowie den Sprechtagen in Braunau, Rohrbach, Perg, Bad Ischl und Vöcklabruck. „Uns ist es wichtig, Personen aus dieser Region den Zugang zu persönlichen Beratungsgesprächen zu erleichtern“, erklärt Schuh. Denn die Anzahl der Klientinnen und Klienten hat sich auch in Wels-Stadt sowie Wels-Land signifikant gesteigert.
Fast gleichzeitig zur Präsentation der Gewaltschutzzahlen wollen Land OÖ und Landjugend OÖ mit der Ausweitung der bereits bekannten Kampagne ein starkes Zeichen gegen sexuelle Gewalt unter dem Schwerpunkt „Sicheres Feiern“ setzen.
Nachdem die Kampagne der letzten Jahre den Schwerpunkt auf sexuelle Belästigung in Freibädern und Badeseen sowie Thermen in Oberösterreich gesetzt hat, wird sie nun in Kooperation mit der Landjugend OÖ und dem Schwerpunkt auf Zeltfeste in adaptierter Form weitergeführt.
„Sexuelle Belästigung ist ein absolutes No Go und hat in Oberösterreich keinen Platz", sagt Frauen-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung sei eine wichtige Maßnahme, die mit dieser Kampagne gesetzt werde. Ziel sei es, insbesondere Frauen und Mädchen vor sexualisierter Belästigung und Übergriffen zu schützen.