Chronik/Oberösterreich

Verlorene Tumorproben: Linzer Akh gehen die Pathologen aus

Mit einem drastischen Engpass an Ärzten hat das Pathologie-Institut im Linzer Akh zu kämpfen. "Vier Fachärzte haben heuer gekündigt. Wir brauchen mehr Personal", sagt Heinz Brock, Direktor des größten Krankenhauses in Oberösterreich. Wegen der ausgedünnten Mannschaft ist es dem Akh Linz nicht mehr möglich, Analysen direkt im Haus durchzuführen.

Wie berichtet, gingen nun Gewebeproben von sechs Frauen mit Verdacht auf Brustkrebs auf dem Weg in das Klinikum Bayreuth in Bayern verloren. Laut Brock sei den Patientinnen aber kein Schaden entstanden. Grundsätzlich sei es üblich, dass man Gewebeentnahmen in Speziallabore schicke.

Analysen vor Ort

Dem widerspricht der oö. Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser, selbst Pathologe. "Das ist nicht Standard in Europa. Für ein Krankenhaus dieser Größe analysiert man Gewebe normalerweise vor Ort. Nur im Zweifelsfall holt man eine zweite Begutachtung ein." So lange die Politik nicht bereit sei, eine marktkonforme Entlohnung für die Pathologen zu gewährleisten, werde der Mangel nicht zu beheben sein.

Das Akh hat wegen der verschwundenen Gewebeproben unterdessen einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Die schwer verunsicherten Frauen – eine konnte noch nicht kontaktiert werden – stellten bisher keine rechtlichen Ansprüche. Laut Brock hat der Verlust der Gewebe auf drei der Betroffenen keine Auswirkungen, da sich diese bereits in Therapie befinden.

Schmerzensgeld

Bei den anderen drei Patientinnen müssen vermutlich erneut Proben entnommen werden. Diese Frauen könnten Schmerzensgeld fordern, da bei ihnen abermals eine Mini-Operation vorgenommen werden muss, meint Brock. Die Entnahmen werde man übrigens weiter nach Bayreuth schicken, aber auch nach Graz, Innsbruck und Erlangen, bis man wieder mehr Personal im Haus habe.

Kritik an der Situation im Linzer Akh kommt von den oö. Gesundheitssprecherinnen von FP, Brigitte Povysil, und Grünen, Ulrike Schwarz. Im Akh müsse in diesem Fachgebiet wieder ein funktionierender Betrieb etabliert werden, fordert Povysil. Schwarz mahnte, der aktuelle Fall müsse ein "Weckruf" sein. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) kündigte eine rasche Prüfung der Vorgänge durch das Kontrollamt an. Er führte auch eine Kooperation mit anderen Linzer Krankenhäusern ins Treffen.

Die vier Fachärzte hatten übrigens gekündigt, weil die Pathologien des Akh und des Linzer Wagner Jauregg im Zuge der Spitalsreform zusammengelegt wurden. Sie waren eingeschnappt, da ein Primar der Nervenklinik ihr neuer Leiter wurde.