Chronik/Oberösterreich

Feuerwehrfrauen bei Brand vor Asylheim in Steyregg belästigt

Kommandant Rudolf Breuer ist seit über 20 Jahren bei der Feuerwehr Steyregg. Nach dem Einsatz in der Nacht auf Donnerstag fehlten aber selbst dem erfahrenen Feuerwehrmann die Worte. Am Mittwoch ging um 22.37 Uhr bei den Feuerwehren Steyregg und Lachstatt ein Brandmeldealarm ein. 

In der Asylunterkunft im Co-Hotel in Steyregg im Bezirk Urfahr-Umgebung wurde ein Druckknopfmelder ausgelöst. Als die Einsatzkräfte eintrafen, sahen sie einen brennenden Müllcontainer vor der Unterkunft. Dort sollen sich etwa 50 schaulustige jugendliche Flüchtlinge aus der Unterkunft versammelt haben, die Feuerwehr konnte nicht ungehindert vorfahren.

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Einsatzkräfte angebrüllt

„Schon als wir ausgestiegen sind, haben uns die Jugendlichen lautstark empfangen und uns daran gehindert, den Brand zu begutachten“, erinnert sich Breuer, der den Einsatz leitete. Nachdem er sich durch die Meute kämpfen konnte, wurde mit dem Aufbau der Löschleitung begonnen. Dabei wurden die Einsatzkräfte immer wieder von den Jugendlichen bedrängt. 

Die Lage spitzte sich weiter zu, als die Jugendlichen begannen, die Feuerwehrfrauen zu belästigen und zu begrapschen. Breuer erkannte die prekäre Situation: Er wies die Kolleginnen an, gemeinsam mit ihren männlichen Kameraden zwischen den Löschfahrzeugen Schutz zu suchen und rief die Polizei, die mit sieben Streifenwagen, der Schnellen Interventionsgruppe (SIG) und Polizeihunden anrückte. 

Zusätzlich kam auch der Bahnverkehr zum Erliegen, da einige Asylwerber die Gleise der unmittelbar neben der Unterkunft verlaufenden Summerauerbahn blockierten.

Bereits 15 Einsätze

Die Feuerwehr musste die Tage zuvor  schon dreimal in die Asylunterkunft ausrücken. Seit September insgesamt 15-mal. Am 26. Dezember, einen Tag vor dem Vorfall wurde die Feuerwehr zum ersten Mal attackiert. „Als wir zum Einsatz fuhren, wurden wir von Jugendlichen mit Weihnachtsdekoration beworfen“, sagt Kommandant Breuer.

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Auch am gestrigen Donnerstag wurde die Feuerwehr wieder ins Asylheim gerufen, wieder ein Fehlalarm. Doch seit Mittwoch fährt die Feuerwehr nur noch in Begleitung der Polizei zu der Unterkunft. „Anfang Jänner gibt es ein Gespräch mit Polizei, Feuerwehr und der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU). Wir brauchen mehr Betreuerinnen und Betreuer. Und nur die Hälfte an Jugendlichen“, sagt SPÖ-Bürgermeister Gerhard Hintringer.

Seit 2015 ist das ehemalige Co-Hotel in Steyregg eine Asylunterkunft. Derzeit leben dort etwa 120 Jugendliche.

Sofortige Maßnahmen

Eigentlich sollten jugendliche Asylwerber in kleinteilige Unterbringungen kommen, erklärt Thomas Fussenegger vom BBU. „Da jedoch zu wenig Kapazitäten vorhanden sind, sind die Erstzentren wie Steyregg sehr voll.“ Man habe in den letzten Wochen das Personal bereits um acht Personen aufgestockt.

Das BBU hat nach bekanntwerden der Vorfälle sofortige Maßnahmen ergriffen. 13 Jugendliche wurden in verschiedene andere Betreuungseinrichtungen in ganz Österreich verlegt. "Gegen jene Person, die mutwillig viele der Fehlalarme ausgelöst hat, wurde Anzeige erstattet und die asylentscheidende Behörde informiert", so Fussenegger. Die Sicherheitsmaßnahmen würden in Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Steyregg verstärkt werden und ein zusätzlicher Nachtdienst soll noch heute eingesetzt werden.

Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) äußerte sich am Freitag zu den Vorfällen. "Ich bin entsetzt, welche Vorgänge es gegeben hat. Entscheidend ist, dass die Polizei mit Nachdruck ermittelt, was passiert ist. Und im Anschluss die notwendigen fremdenpolizeilichen Maßnahmen ergriffen werden. Und die BBU, die nötigen Maßnahmen ergreift", fordert Karner.