Chronik/Oberösterreich

Dauerregen und Schneefall bis auf 800 Meter Höhe drohen

Die Zeichen stehen auf Regen. Auf sehr viel Regen. Aktuell ist von Mittwochabend bis Sonntag mit großflächigen und lang anhaltenden Niederschlägen zu rechnen, wobei die stärksten Regenfälle laut Meteorologen im Süden und Osten Österreichs erwartet werden, der Westen dürfte weitgehend verschont bleiben.

Für Oberösterreich gab GeoSphere Austria auch eine Regenwarnung aus: Muren und Hänge könnten rutschen, Gebäude sowie Grün- und Ackerflächen überflutet werden, es könne auch zu regionalen Beeinträchtigungen im Straßen- und Schienenverkehr komme sowie bei der Energieversorgung. Diese Auswirkungen der Regenfälle könnten laut Wetterdienst ab Samstag eintreten. 

Man bereite sich auf alles vor, heißt es am Mittwochnachmittag aus Oberösterreich. „Die derzeitigen Prognosen deuten darauf hin, dass Teile Oberösterreichs von einem drohenden Hochwasserereignis getroffen werden könnten", gibt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder bekannt.

Behörden haben Bedrohungslage im Auge

Der Hydrografische Dienst des Landes Oberösterreich sei ab jetzt in Dauerbereitschaft. "Zudem wurden bereits die oö. Bezirksverwaltungsbehörden auf die Bedrohungslage aufmerksam gemacht, um ebenfalls die notwendigen organisatorischen und personellen Vorkehrungen treffen zu können“, so Kaineder.

ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber geht jedenfalls schon seit Montag davon aus, dass es ab Mittwoch brisant werden wird. Nicht nur in Oberösterreich. Eine Karte, in die 52 unterschiedliche Modelle hineingerechnet wurden, zeigt: Zwischen Tirol und Niederösterreich könnte ein Niederschlags-Hotspot entstehen, besonders betroffen könnte das Salzkammergut sein.

200 Liter Regen pro Quadratmeter

Noch deutlicher sind schon die Prognosen der Unwetterwarnzentrale UWZ. "Die größten Regenmengen kommen aus heutiger Sicht in den östlichen Nordalpen vom Karwendel über das Salzkammergut bis zum Wienerwald zusammen, hier sind durchaus 150-200 Liter pro Quadratmeter innerhalb von vier Tagen möglich." In der Gegend um Mariazell gibt es Modelle, die aktuell sogar 250 Liter pro Quadratmeter für möglich halten.

Um die Dimensionen besser einschätzen zu können: Laut UWZ fallen in Wien in einem durchschnittlichen gesamten September rund 65 Liter Regen pro Quadratmeter, in Mariazell 120, und in Bad Aussee im Salzkammergut 140 Liter, pro Monat, wohlgemerkt. 

Schneefall bis auf 800 Meter

Steffen Dietz von Ubimet rechnet damit, dass die Schneefallgrenze in den kommenden Tagen auf 1.000 bis 1.200 Meter Seehöhe absinken wird. "Bei sehr kräftigem Regen kann es auch sein, dass die Schneefallgrenze auf 800 Meter sinken wird. Möglich ist das etwa im Mariazellerland", so der Meteorologe. Durch den Starkregen wird am Wochenende vielerorts auch damit gerechnet, dass Bäche und Flüsse über die Ufer treten sowie Muren abgehen. 

Von Freitag bis Sonntag fegen auch Sturmböen über Österreich. "Besonders im östlichen Flachland bis hin zur Buckligen Welt erwarten wir Sturmböen zwischen 80 bis 100 km/h. Auch im Wiener Becken und im Seewinkel wird es stürmisch", erklärt Dietz. Die Kalt-Periode werde voraussichtlich bis Montag dauern, ab Dienstag ist Wetterbesserung in Sicht. "Die Temperaturen werden in den kommenden Tagen zwischen fünf und 15 Grad Celsius schwanken", prognostiziert der Experte.

Veranstaltungen abgesagt

Die Prognosen für das kommende Wochenende haben auch schon erste Auswirkungen: Via Facebook teilte etwa SPÖ-Bezirksrat Thomas Gollner Dienstagabend mit, den "Stadlauer Kirtag" absagen zu müssen.

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Das dreitägige Fest des Vereins "Donaustädter Sport- und Kulturwochen" war von 13. bis 15. September geplant. Doch es müsse aus "wetterbedingten und sicherheitstechnischen Gründen" abgesagt werden, bedauerte Gollner: "Es sind für das kommende Wochenende Windböen bis zu 80 km/h vorhergesagt. Die Sicherheit der Besucher und Besucherinnen geht vor."

Der Kirtag ist aber nicht das einzige Fest, das ins Wasser fällt. Der "Hoperun" für die Kinderkrebshilfe in Wien hätte am Samstag stattfinden sollen, wurde nun aber auf Oktober verschoben. Auch das 48er-Mistfest wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. 

Weinfest in den Turnsaal verlegt

Da das Mistfest zu einem großen Teil im Freien stattfindet, ist das Programm von Wind und Wetter abhängig. „Regen und Hitze oder Kälte spielen eine untergeordnete Rolle, aber Wind, Sturmböen oder Gewittern sind wir ausgeliefert. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, das Mistfest heuer nicht stattfinden zu lassen“, sagt 48er-Abteilungsleiter Josef Thon.

  • Grundsätzlich gelte, dass Verspätungen aufgrund von Naturereignissen wie schweren Unwettern, Überflutungen oder Murenabgängen keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitnehmer haben dürfen. 
  • „Es handelt sich um einen Verhinderungsgrund, der das Fernbleiben rechtfertigt“, sagte ÖGB-Arbeitsrechtsexperte Martin Müller. Allerdings müssten die Arbeitnehmenden alles Zumutbare unternehmen, um rechtzeitig im Büro zu erscheinen. In diesem Fall könne der Arbeitgeber eine Verspätung oder das Fernbleiben nicht zum Anlass für eine Entlassung nehmen.
  • Allerdings dürfe nicht automatisch und ohne Absprache zu Hause geblieben werden. „Außerdem muss der Arbeitgeber vom Zuspätkommen oder der Verhinderung informiert werden“, so Müller. 
  • Sollte Kindergarten oder Schule im Katastrophenfall geschlossen bleiben und keine andere Betreuung organisierbar sein, dürfen Eltern daheim bleiben. „Ich bin verpflichtet, meine Fürsorgepflicht wahrzunehmen und werde in dieser Zeit mit dem Kind zu Hause bleiben können - auch ohne Urlaub oder Zeitausgleich nehmen zu müssen“, sagte Müller.

Auch das Biofest in Frauenkirchen wird aufgrund der schlechten Wetterprognosen abgesagt. Manche Veranstalter haben sich auf die Schnelle alternative Locations überlegt: So wird in Linz-Land etwa das Paschinger Weinfest vom Pfarrplatz in den Turnsaal der Mittelschule verlegt.

Mönchhofer Kirtag abgesagt

"Leider müssen wir euch mitteilen, dass der Mönchhofer Kirtag am kommenden Sonntag aufgrund der Schlechtwetterprognose abgesagt werden muss", heißt es auch von der örtlichen Feuerwehr aus dem Burgenland. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und auch andere Möglichkeiten geprüft, es sei aber nicht möglich, die Veranstaltung durchzuführen. 
 
Die Literaturtage Neusiedl hingegen nutzen die Wetterprognose und werben - als Indoor-Veranstaltung - mit den nasskalten Tagen: "Willkommen in unserer schönen Location, dem Weinwerk - blauen Himmel wie auf den Fotos wird es nicht geben, aber drinnen im Saal und an der Bar ist´s bei jedem Wetter gemütlich!", heißt es etwa in einem Facebook-Posting.

Was der Regen mit dem Klimawandel zu tun hat, erläutert indes Klimawissenschaftler Reinhard Steurer. Es sei eine direkte Folge des warmen Mittelmeeres. Im August betrug die durchschnittliche Oberflächentemperatur dort über 28 Grad Celsius.

Was bedeutet, dass viel mehr Wasser verdampft und in die Atmosphäre gelangt ist, als je zuvor im Industriezeitalter. "Genau das werden wir diesen Herbst mit viel Starkregen und Überschwemmungen vor allem südlich der Alpen zu spüren bekommen", ist er überzeugt. Wo genau sich die Unwetter entladen, könne nur sehr kurzfristig vorausgesagt werden. 

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