Gegen Fachkräftemangel: 100 weitere philippinische Pflegekräfte in OÖ
Viele Komponenten müssen zusammenspielen, damit Pflegekräfte aus Drittländern nach Österreich kommen können, das wollen und dann auch bleiben. Alle Prognosen zeigen: Es wird rar mit den Pflegekräften aus den eigenen Reihen, deswegen versucht die Politik auf verschiedenen Wegen vorzubauen.
In Oberösterreich haben sich das Gesundheits- und das Sozialressort zusammengeschlossen, um die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland so effizient und einfach wie möglich zu gestalten.
Seit rund einem Jahr kommen Pflegefachkräfte aus den Philippinen zum Arbeiten nach Oberösterreich, 130 sind bereits hier fix angestellt, im kommenden Quartal sollen 100 weitere einreisen und ihre Tätigkeit aufnehmen. "Hier sieht man, dass die Zusammenarbeit langsam wächst und der Prozess gut anläuft", sagt Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer, ÖVP.
Fünf weitere Länder im Fokus
Weil sich "die gezielte Zuwanderung, die nicht nach dem Roulette-Prinzip erfolgen darf", so Hattmannsdorfer, bewährt, wird nun ausgeweitet. Derzeit laufen Ausschreibungen in Nordmazedonien, Indien, Indonesien, Kolumbien und Brasilien. Künftig sollen dort Menschen animiert werden, nach Oberösterreich zu kommen und hier im Pflegesektor tätig zu werden.
Agenturen vor Ort sollen bei der Vorbereitung und den Formalitäten helfen. Damit das gelingt, sind nun unter anderem folgende Maßnahmen geplant:
- Beschleunigung der Anträge und Verfahren rund um die Rot-Weiß-Rot-Karte.
- Muttersprachliche Infomaterialien für die Bewerbung in den Zielländern.
- Ausbildungskooperationen mit ausgewählten Hochschulen vor Ort, um die Standards der österreichischen Pflegeausbildung auch in Drittstaaten zu festigen.
- Ein Kriterienkatalog für eine ethische Rekrutierung, um sowohl Dienstgeber als auch Dienstnehmende vor unseriösen Angeboten zu schützen.
Wenn die Fachkräfte in Oberösterreich ankommen, haben sie also ein B1-Sprachzertifikat in der Tasche, eine Nostrifizierung, die sie darauf vorbereitet, dass sie in Oberösterreich noch 120 Stunden Theorie und 30 Stunden Praktika absolvieren müssen, und viel Wissen über Land und Leute.
Warum das wichtig ist, verdeutlicht Projektleiter Christoph Jungwirth mit einer Anekdote: Eine philippinische Pflegekraft wollte partout nicht weiter in Österreich arbeiten. Nach Gesprächen stellte sich heraus, dass die Frau nicht verstand, dass Menschen hierzulande in Altenpflegeheimen nicht täglich von Angehörigen besucht werden, sie empfand das als traurig und befremdlich.
"Der tägliche Besuch ist in ihrem Heimatland schon alleine deshalb üblich, weil die Familie das Essen ins Altenpflegeheim bringt", so Jungwirth. Deswegen sei es so wichtig, detailliert darüber aufzuklären, was die Fachkräfte in oö. Einrichtungen erwarte.
Familie als Grund zu bleiben
Eine Möglichkeit, die Menschen dauerhaft im Land zu halten, sei der Familiennachzug: "Dazu bekennen wir uns, das muss gefördert werden." Die Familie in der Nähe sei für viele mit ein entscheidender Grund, in Österreich zu bleiben und zu arbeiten.