Chronik/Oberösterreich

OÖ-Doppelmord: Toter Verdächtiger als Roland Drexler identifiziert

Der mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler ist am Samstag um die Mittagszeit tot aufgefunden worden.

Die Polizei gab an, dass in einem Waldstück eine Männerleiche entdeckt wurde, Fingerabdrücke bestätigten, dass es sich um Drexler handelte.

Die Suche lief am Wochenende weiter auf Hochtouren, am Freitag war das Auto des Jägers gefunden worden, der am Montag im Mühlviertel zwei Menschen erschossen haben soll. 

Am Samstag hat die Polizei erst eine Langwaffen des flüchtigen Roland Drexler sichergestellt. Später fanden Einsatzkräfte die Leiche des Verdächtigen.

Fundort in der Nähe von Höhle

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass drei Waffen im Bestand des mutmaßlichen Täters fehlten. Ob die weiteren Waffen schon sichergestellt wurden, ist unbekannt. Der Tote wurde in Daim neben Arnreit entdeckt. In unmittelbarer Nähe befand sich auch eine Schrotflinte, er dürfte sich selbst gerichtet haben.

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Die Waffe konnte offenbar dem gesuchten Drexler zugeordnet werden. In der Nähe des Fundorts soll es eine Höhle geben. Die Leiche lag laut KURIER-Infos in einem Graben. "Wir gehen davon aus, dass er in die Enge getrieben wurde und sich dort zurückgezogen hat. Der Suizid erfolgte anscheinend mit der Schrotflinte", so ein hochrangiger Beamter.

Die Polizei nimmt an, dass sich Drexler erst am Samstag, also kurz bevor er gefunden wurde, das Leben nahm.

"In 41 Jahren nichts Vergleichbares erlebt"

Der stellvertretende Landespolizeidirektor in Oberösterreich, Rudolf Keplinger, informierte am Samstagnachmittag über die Ermittlungen: "In 41 Jahren bei der Polizei habe ich nichts Vergleichbares erlebt." 

Die Erleichterung über den Abschluss dieser Einsatzphase sei dementsprechend groß. Insgesamt ging die Exekutive seit Montag mehr als 400 Hinweisen nach.

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In der Nacht auf Samstag durchsuchte die Polizei noch mit 250 Einsatzkräften das Gebiet rund um die Fundstelle des Fluchtautos, nahe dem Tatort des ersten Mordes in Fraunschlag (Gemeinde Altenfelden) - jenes Revier, in dem Drexler jagdlich aktiv war. 

Von Drexler fehlte zunächst weiter jede Spur, auch Drohnen und Wärmebildkameras konnten den mutmaßlichen Täter in der Nacht nicht aufspüren. Die Polizei ging davon aus, dass der Verdächtige zu dem Zeitpunkt noch lebte und bewaffnet war.

Der Mann, den Ermittler als "fanatischen Jäger" beschreiben, soll am Montag einen Bürgermeister und einen Jagdleiter aus dem Bezirk Rohrbach erschossen haben, Auslöser waren offenbar jagdrechtliche Streitigkeiten.

Unterstützung in Krisen finden Sie hier:

Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar.

Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 täglich von 16 bis 24 Uhr und ebenfalls anonym erreichbar.

Die Telefonseelsorge ist unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr als vertraulicher Notrufdienst jeden Tag des Jahres erreichbar.

Auf der Website www.bittelebe.at finden Angehörige/Freunde von Menschen mit Suizidgedanken Hilfe.

Großes Fahndungsgebiet

In der Nacht wurden auch leerstehende Gebäude und ein Wohnwagen durchsucht. Mantrailer-Hunde und Hubschrauber-Drohnen waren in der Dunkelheit ebenfalls im Einsatz.

In den Tagen davor wurde das Fahndungsgebiet auf drei große Sektoren eingegrenzt. Dabei handelte es sich um seine beiden Jagdgebiete sowie ein südlicher Sektor entlang der Donau. All das sei passiert, während gefährdete Personen geschützt und mögliche Bezugsorte Drexlers überwacht wurden, hielt Markus Vorderderfler, Leiter der Einsatzabteilung, fest.

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Drexler offenbar bis zuletzt am Leben

Der entscheidende Hinweis ging am Donnerstagabend bei der Polizei ein. Ein Zeuge beobachtete, wie der gesuchte VW Caddy - Drexlers Fluchtfahrzeug - tief in ein Waldstück fuhr. "Das Fahrzeug wurde erst spät in den Abendstunden abgestellt", erläuterte Vorderderfler. Man wisse das nicht nur aufgrund der Zeugenaussage, sondern auch, weil Beamte das Gebiet bereits abgesucht hatten und nichts gefunden wurde.

Nachdem das Auto sichergestellt wurde, dehnte die Polizei die Suche auf ein Waldstück in Arnreit aus. Von Freitag auf Samstag wurde mit der "gesamten zur Verfügung stehenden Technik" gesucht. Die Suche endete schließlich, als Drexler Samstagmittag von der Schnelle Interventionsgruppe (SIG) leblos aufgefunden wurde.

Obduktion angeordnet

Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Obduktion von Drexlers Leiche angeordnet, diese wird am Montag in Salzburg stattfinden. Unterdessen geht in Oberösterreich die Tatortarbeit weiter. Von besonderem Interesse sei es laut Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamts in Oberösterreich, die vergangenen Tage zu rekonstruieren und herauszufinden, wo Drexler sich aufhielt.

Dass der Verdächtige seinen Standort zuletzt noch einmal verlegte, könnte auch daran gelegen sein, dass er "durch viele Befragungen im Freundeskreis nervös wurde", erklärte Mitterlehner – äußerte sich aber nicht näher dazu, ob der mutmaßliche Doppelmörder auf der Flucht Kontakt zu Personen aus seinem Umfeld hatte.

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Aufatmen in der Gemeinde 

Die Bevölkerung war seit Montag aufgerufen, die Gegend um Altenfelden zu meiden und zu Hause zu bleiben. Es bestand laut Polizei absolute Lebensgefahr

Konkret wurde am Freitag in den Gemeinden Altenfelden, Neufelden, Kirchberg ob der Donau und Arnreit dringend davon abgeraten, Allerheiligen-Umzüge durchzuführen. 

An die Bevölkerung der Gemeinde Arnreit appellierte die Polizei, auf unnötige Wege zu verzichten und den umliegenden Wald zu meiden. Bei einer Sichtung des Verdächtigen sollte umgehend der Notruf 133 gewählt werden. Die Polizei bat ausdrücklich darum, „keine Falschmeldungen“ über soziale Medien zu verbreiten.

Zwischen den beiden Tatorten

Drexlers VW Caddy wurde nach einem Hinweis im Bereich von Fraunschlag genau zwischen den beiden Tatorten Altenfelden und Arnreit im Wald gefunden. Ein Spaziergänger hatte den Wagen Freitagfrüh gesichtet und sofort die Polizei verständigt. Die Örtlichkeit ist der Jägerschaft gut bekannt. Es soll sich um eine Hütte bzw. einen Verschlag handeln, den die Jäger und auch Drexler nutzen. In diesem Bereich war das Auto abgestellt.

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Genau jene Gegend, wo der Gesuchte seinen Wagen versteckte, steht seit drei Jahren im Mittelpunkt heftiger Streitigkeiten und Anzeigen. Drexler stand im Verdacht, über die Reviergrenzen der Gemeindejagd Altenfelden hinweg Reh- und Niederwild gejagt und damit auch gewildert zu haben. Er wurde deshalb von den beiden Mordopfern auch angezeigt.

Bereich wurde schon einmal abgesucht

Grundsätzlich sei der Bereich, in dem das Auto gefunden wurde, bereits unmittelbar nach den Taten abgesucht worden, sagt Polizeisprecher David Furtner. Wie es nun dorthin gekommen war, sei nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen. Derzeit gehe man davon aus, dass Drexler es erst später in dem Waldstück abgestellt hatte. 

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Anzeigen bei der BH

Das erste Opfer, Franz Hofer (64) war Bürgermeister der Gemeinde Kirchberg ob der Donau und Jagdleiter in der Region. Er hatte Roland Drexler nach einer neuerlichen Verfehlung am 22. Oktober bei der BH angezeigt.

Das zweite Todesopfer, der pensionierte Polizist und frühere Jagdleiter Josef „Pepi“ Hartl (64), hatte Drexler im heurigen Sommer wegen seiner jagdlichen Verfehlungen bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt. Drexler soll deshalb einen Strafbescheid erhalten und Bußgeld bezahlt haben.