Neue Raiffeisen-Zentrale ersetzt Möbel Lutz
Von Josef Ertl
Da das rund 45 Jahre alte Stammhaus am Linzer Europaplatz/Südbahnhofmarkt nicht mehr den Anforderungen der modernen Arbeitswelt entspricht und eine komplette Sanierung aus baulicher Sicht zu aufwendig gewesen wäre, plant die Raiffeisenlandesbank OÖ (RLB OÖ), die neue Firmenzentrale am benachbarten Grundstück und derzeitigen Standort des XXXLutz zu errichten. Nach einem rund sechsmonatigen internationalen Architekturwettbewerb steht jetzt das Siegerprojekt fest.
Stadtteil wird aufgewertet
„Wir haben uns nach einem intensiven Prozess für ein Projekt entschieden, in dessen Mittelpunkt neben einer zukunftsweisenden Konzeption flexibler und moderner Arbeitswelten vor allem auch die gesamtheitliche Aufwertung und Attraktivierung des umliegenden Stadtteils liegt“, sagt RLB OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller.
Behördenverfahren starten
In wie weit das Projekt nach den jetzt vorliegenden Entwürfen umgesetzt bzw. wann mit dem Bau gestartet werden kann, sei freilich von den Bewilligungen der zuständigen Behörden abhängig. „Als groben Zeitplan haben wir als Fertigstellungszeitpunkt das Jahr 2025 geplant“, so Schaller. Darüber hinaus ist neben den jetzt anstehenden Baubehördenverfahren auch die Standortentscheidung für das Möbelhaus des XXXLutz ein wichtiger Faktor für den weiteren Ablauf.
Abstimmung mit Linz
Der Architekturwettbewerb, bei dem 21 lokale und international tätige Architekturbüros teilgenommen haben, wurde von einer Jury bestehend aus Vertretern der RLB OÖ, der Stadt Linz sowie renommierten Architekten aus Österreich und Deutschland entschieden. Als Sieger des mehr als sechs Monate dauernden Prozesses ging das Architekturbüro Henn (350 Mitarbeiter aus 30 Nationen mit Niederlassungen in München, Berlin und Peking) hervor. Henn kann auf mehr als 70 Jahre Erfahrung in den Bereichen Arbeitswelt und Kultur, Lehre und Forschung zurückgreifen und zeichnete unter anderem für die Planung des Zalando Headquarters in Berlin, der Autostadt Wolfsburg oder des Haikou Towers im chinesischen Hainan verantwortlich.
Acht Geschoße
Das achtgeschoßige Gebäude mit spezieller Element-Glasfassade bietet mit einer Nutzfläche von rund 24.000 Quadratmetern Platz für ein repräsentatives Foyer, großzügige Kundenbegegnungszonen, einen Veranstaltungs- und Konferenzbereich sowie Arbeitsplätze für rund 1.000 Mitarbeiter der Raiffeisenlandesbank OÖ. Für genügend Helligkeit sorgt die Konstruktion als Atriumgebäude. Weitere wichtige Elemente der offenen Planung sind Rückzugsbereiche, Steh- und Sitzbesprechungsorte sowie Flächen für spontane und schnelle „Snap-Meetings“.
Auch Gastronomie und Geschäfte
Kernpunkt des Konzeptes ist darüber hinaus ein im Erdgeschoß integriertes Gastronomie- und Geschäftsangebot, das nicht nur den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Die abgestufte Höhenentwicklung des Gebäudes orientiert sich an den benachbarten Gebäuden und vermittelt so zwischen dem BlumauTower, der Wohnbebauung entlang der Goethestraße sowie den Bestandsgebäuden des ursprünglichen Stammareals. Darüber hinaus werden rund 550 neue Tiefgaragenplätze zur Verfügung stehen.
Flexible Gebäudestruktur ermöglicht laufende Anpassungen
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Schaffung flexibler und modernster Arbeitswelten, die sich möglichst einfach auf aktuelle Anforderungen anpassen lassen. Starre Raumkonzepte werden aufgelöst und durch anpassungsfähige Konzepte ersetzt. Die Gebäudestruktur soll unterschiedlichste Bürokonzepte - Einzel- und Gruppenbüros, aber auch Großraumlösungen für Arbeitsformen der Zukunft - gewährleisten.
Nullenergiegebäude erzeugt Energie selbst
Der Neubau ist als Nullenergiegebäude konzipiert. Das bedeutet, dass jene Energiemenge, die durch Heizen, Kühlen, Warmwasser, Beleuchtung und Strom verbraucht wird, selbst erzeugt wird. Basis dafür ist ein spezielles energetisches Konzept, das beispielsweise mittels Photovoltaik-Anlagen, intelligenter Fassadensysteme oder Erdwärmespeicher umgesetzt wird.
Aufwertung des Gesamtstandortes
Bei der Planung war auch die infrastrukturelle Aufwertung des Gesamtstandortes ein wichtiges Anliegen. Daher wurde in enger Abstimmung mit der Stadt Linz ein entsprechender Anforderungskatalog entwickelt, der etwa eine Vergrößerung des aktuellen Gebäudeabstandes zu den Nachbarbebauungen sowie die Errichtung von Grünflächen, Spielplatz- und Parkanlagen beinhaltet. In Summe soll auch eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation erreicht werden. Das jetzige Stammhaus soll grundsätzlich erhalten bleiben und mit neuen Nutzungsideen in die Zukunft geführt werden.