Chronik/Oberösterreich

Mühlviertler Reinheitsgebot

Wenn in der Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis Granitbock gemacht wird, hat das etwas Geheimnisvolles, geradezu Alchemistisches. Die Hauptgärung erfolgt in alten Granitbottichen, in die darin lagernde Würze werden glühend heiße Granitzwecken getaucht. Es zischt und dampft und riecht süßlich. Der Zucker der Würze karamellisiert an den heißen Steinen. Anschließend wird Hefe klassisch beigegeben. Das Ergebnis ist ein bernsteinfarbenes Bier mit feinen Karamell- und Röstaromen.


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„Der Granitbock ist unser Aushängeschild“, sagt Eigentümer und Geschäftsführer Peter Krammer. Granit spielt für die Brauereien im Mühlviertel seit jeher eine zentrale Rolle. Das Wasser, essenzieller Rohstoff, fließt hier allerorten durch den Stein, der als Filter wirkt. In Hofstetten wurde aus dieser geologischen Besonderheit ein spezielles Konzept entwickelt.

Meistverkauft

Meistverkaufte Sorte ist das „Granitbier“, und seit 2008 wird nach der eingangs geschilderten aufwendigen Methode auch ein Bockbier gebraut. In der Dreiviertelliter-Flasche ist es bis zu fünf Jahre haltbar und kann, wie Wein, im Keller für besondere Anlässe gelagert werden. Es wird sogar in die USA exportiert. Das Vorhaben, mit Starkbier vermehrt auch den europäischen Markt zu beliefern, ist durch die Corona-Krise aufgeschoben worden. Honigbier ist eine weitere Spezialität des Hauses. Hier wird etwa ein Viertel des Malzes durch Honig ersetzt, der von den Hochland-Imkern aus Pfarrkirchen im Mühlkreis kommt und sehr gut vergärt. Das wenig gehopfte Bier hat einen lieblichen Geschmack und spricht auch Nicht-Biertrinker an. Fast die Hälfte davon geht nach Deutschland.


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Mit der Konzentration auf Spezialbiere entzieht sich die Brauerei dem Preiskampf beim Märzen-Massenbier. „Wir erzielen entsprechende Deckungsbeiträge und können die Brauerei ständig modernisieren“, sagt Krammer. So wurde 2016 das neue Sudhaus in Betrieb genommen. Das brachte 50 Prozent Energieersparnis. Die schrittweise Erneuerung erfolgt jedoch mit Sinn für Tradition. 1449 erstmals urkundlich erwähnt, ist Hofstetten die älteste Brauerei Österreichs. Wobei die Geschichte sogar noch ein gutes Stück weiter zurückreicht. Bereits aus 1229 datiert der Hinweis auf eine Raststätte an der Via Regia, der Salzstraße von der Donau nach Böhmen.

In der fünften Generation

1847 ersteigerte der aus dem böhmischen Ottau stammende Viehhändler Kaspar Krammer das überschuldete Gut. Zurzeit wird die Brauerei von der Familie in der fünften Generation betrieben. „Wir sind eine kleine Regionalbrauerei und verkaufen unser Bier in einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometern“, sagt Krammer. Er hat den Betrieb 1998 von seinem Vater Franz übernommen. Ein Drittel des Jahresausstoßes von rund 10.000 Hektolitern wird an der Rampe verkauft. Frisches Bier direkt aus der Brauerei zu Supermarktpreisen, das schätzen die Kunden. Sie kommen aus Linz, Wels und Steyr, aus der unmittelbaren Nachbarschaft sowieso.

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Regionalität

Regionalität ist in Hofstetten Programm. Mittlerweile steckt in 40 Prozent der Biere 100 Prozent Mühlviertel. Neben Wasser und Hopfen kommt auch ein guter Teil der Braugerste aus dem Umland. Dazu wurde 2012 eine Kooperation mit 14 Landwirten gestartet. „Wir haben keine Lieferverträge mit den Bauern, sondern zahlen sie vernünftig“, sagt Krammer. Das Angebot nehme dadurch zu.


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Die Gerste verlässt das Mühlviertel nur kurz, wenn sie in die Mälzerei Plohberger in Grieskirchen gebracht wird. Reinheitsgebot nach Mühlviertler Art sozusagen. Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region. Synergien zu nutzen ist Teil der Unternehmensstrategie. So wird das Fassbier vor Ort abgefüllt, das Flaschenbier in Schlägl. Die dortige Stiftsbrauerei, die Braucommune Freistadt, Hofstetten und der Biergasthof Schiffner in Aigen bilden die Initiative „Bierviertel“. Krammer beschreibt die dahinterstehende Philosophie: „Brauen ist für uns eine wahre Kunstform, der wir uns mit Verantwortung und Leidenschaft widmen.“

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