Chronik/Oberösterreich

Hochwässer gut für die Natur

Die Steyr ist für die  Bewohner der Eisenstadt Segen und Fluch zugleich. Steigt der Gebirgsfluss, der aus dem Hintergebirge kommt, über die Ufer,  werden  Häuser, Straßen und Plätze überflutet. „Für die  Natur jedoch sind Hochwässer gut", erklärt Michael Brands, Biologe in der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich.  „Sie sind die treibenden Kräfte. Dadurch entstehen neue Schotterbänke, die, zart vom Wasser überspielt, wichtig für die Fische zum Laichen sind."

Die Steyr verfüge, so Brands,  über eine herausragende Dynamik, die den Schotter vor sich herschiebt. Das Flussbett verändere vielfach sein Erscheinungsbild ebenso die sie begleitenden Auwälder. Mitte der Neunzigerjahre wurde die Untere Steyr zum Naturschutzgebiet erklärt. 2005 kam die Unterhimmler Au dazu, vor einigen Jahren das Landschaftsschutzgebiet Unterhimmel.

„Das Besondere ist,   dass diese Schutzgebiete zugleich das Naherholungsgebiet der Steyrer ist.  Fünf Badeplätze ziehen im Sommer die Sonnenhungrigen  an. Obwohl das Wasser saukalt ist, lassen sie sich ein Stück in der Steyr dahintreiben. Es wird auch gerne gegrillt. Auf dem umfangreichen Wegenetz gehen die Städter spazieren, fahren mit dem Rad, führen ihre Hunde aus oder gehen joggen.

Brands, der selbst Steyrer ist: „Es ist hier ein enges Nebeneinander von Kultur- und Naturlandschaft. Es ist selten, dass ein so naturbelassenes Gebiet in die Stadt hineinreicht. Die Leute haben hier die Natur vor der Haustür."

Badeplatz Kuglwehr

Ein beliebter Badeplatz ist die Kuglwehr, die bereits zur Nachbargemeinde Garsten gehört. „Der Großteil der Gäste verhält sich in Ordnung. Nur ein kleiner Teil macht Probleme und lässt ihren Müll liegen. Wir bemühen uns ständig, die Menschen auf die Besonderheit des Gebietes aufmerksam zu machen." Dazu wurden großformatige Schautafeln errichtet,  die die Hintergründe  und die Naturabläufe erklären.

Die Symbiose von Natur und Kultur wurde auch praktiziert, als vor vier Jahren ein rund 700 Meter langes künstliches Gerinne angelegt wurde. Es dient nicht als Wasserauffangbecken, wie manche  fälschlich vermuteten, sondern als Schotterauffangbecken. Es soll  den Schotter  lagern, den die Steyr  mit sich schiebt. Würde sich dieser sich  in der Stadt  ablagern, wäre die Hochwassergefahr  größer.  Liegt weniger Schotter am Grund des Flusses, kann das Wasser leichter abtransportiert werden.

Die Esche stirbt

Der Naturschutz wurde von Anfang an in die Planung des künstlichen Gerinnes eingebunden. Es ist eine Insel entstanden, die die Steyr vom Gerinne trennt.   Die Insel ist durch Ablagerungen förmlich herausgewachsen, sie wird selbst dann nicht überflutet,  wenn Hochwasser herrscht.  Auch dieses Gebiet wird zur Naherholung genutzt.  Leider beginnen auch hier die Eschen abzusterben. Wie überhaupt in ganz Oberösterreich ein Eschensterben zu beobachten ist.

Obwohl das Wasser der Steyr sehr klar ist und man deshalb einen reichen Fischbestand vermuten würde, ist das Gegenteil der Fall. Denn das Gewässer ist nährstoffarm. So kommen zu Beispiel die Äschen ganz selten vor. Ein Untersuchungsprojekt soll die Ursachen klären. „Es sind nicht die Kormorane, wie so manche vermuten", erklärt Brands.

Die Armut an Nährstoffen ist aber gut für die Vielfalt an Pflanzenarten.  Ist eine Wiese  nährstoffreich, so  profitieren bestimmte Arten davon und überwuchern die anderen Pflanzen. Die Armut lässt jedoch alle überleben, indem sie   Dominanz  verhindert.  Besondere Arten sind in Steyr der Magerrasen und die Gemeine Küchenschelle, ein Hahnenfußgewächs mit gleichförmigen, behaarten, violetten Blüten.

Spechte

In den Auwäldern entlang der Steyr gibt es aufgrund des Naturschutzes viel Totholz. Sie sind ökologisch extrem wichtig, denn die Insekten dienen den Vögeln als Lebens- und Nahrungsraum. So ist hier  der selten gewordene Grünspecht ebenso zu Hause wie der Schwarzspecht, die größte Spechtart Österreichs. Es gibt den Eisvogel und die Wasseramsel, die der einzige Vogel ist, der mit den Flügeln unter Wasser schwimmt. Seine Flügel dienen ihm als Ruder.

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