Grippaler Infekt im Flüchtlingsquartier aufgetreten
Es war zu befürchten, nun ist es eingetreten. Bei den ersten Flüchtlingen, die mangels Quartieren teilweise in Zelten untergebracht sind, ist ein grippaler Infekt aufgetreten. Die Landespolizeidirektion Oberösterreich hat die Erkrankung im Flüchtlingsquartier bei der Linzer Polizei bestätigt. Dort waren am Freitag 141 Personen in Zelten untergebracht, davon 40 im Turnsaal. Insgesamt wurden 17 Personen untersucht. Weil die Flüchtlingszahlen weiter zunehmen, müssen zwölf weitere Zelte aufgestellt werden. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) beharrt indes auf seinem „Nein“ zu Großquartieren und zu einem Erstaufnahme- oder Verteilzentrum in seiner Stadt.
Die für die soziale und medizinische Betreuung zuständige Firma ORS rief am Donnerstag die Rettung, um den Verdachtes eines grippalen Infektes bei einem Flüchtling abklären zu lassen, bestätigte die Polizei einen Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten. Als diese kam, sei gefragt worden, ob sich weitere Personen ärztlich untersuchen lassen möchten, es hätten sich noch 16 gemeldet. „Jeder Flüchtling ist krankenversichert. Die medizinische Versorgung ist gewährleistet“, betont Karl-Heinz Grundböck , Sprecher des Innenministerium. Bei gesundheitlichen Problemen müssten sich die Asylwerber nur an ihre Betreuer wenden.
Alle - es handelt sich um Flüchtlinge, die sowohl im Saal als auch in einem der Zelte wohnen - seien in das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder transportiert worden. Ein Asylwerber sei nach ärztlicher Begutachtung stationär aufgenommen, alle anderen als gesund eingestuft und wieder in ihr Quartier zurückgebracht worden.
Neue Zelte
Mittlerweile ist aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen und der damit verbundenen Überlastung des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen die Aufstellung weiterer Zelte notwendig geworden. An den Standorten Linz und Salzburg werden jeweils sechs zusätzliche Zelte für gesamt 48 Personen errichtet, hieß es Freitagnachmittag aus dem Innenministerium. Damit stehen gesamt jeweils 30 Zelte, dazu noch zwölf in Thalham.
Mit 321 Anträgen war am Donnerstag ein neuer Tages-Höchststand erreicht worden. Da in Traiskirchen selbst die absolute Maximal-Belegszahl von 1820 zeitweise überschritten wird durch Flüchtlinge, die direkt in der Erstaufnahmestelle erscheinen, werden jetzt wieder Not-Maßnahmen gesetzt.
Die zwölf Zelte, die am Wochenende stehen sollen, dürften dabei nicht die letzte Unterkunft dieser Art sein. Überlegt werden weitere Standorte für Zeltstädte. Zudem hofft man unverändert auf die vom Verteidigungsministerium offerierten Kasernen. Allerdings dürften diese nicht sofort beziehbar sein, sondern Umbauarbeiten notwendig seien. Genaueres dazu sollte man am Montag wissen.
6000 Asylanträge
Zumindest mitverantwortlich für die Quartiersnot sind jedenfalls die Länder. Bereits mehr als 1500 Flüchtlinge, die zum Asylverfahren zugelassen wurden, warten darauf, von den für sie zuständigen Ländern übernommen zu werden. Freilich ist es tatsächlich schwierig, die Situation kurzfristig zu beruhigen. Denn der Mai 2015 wird mit über 6000 Asylanträgen der stärkste Monat seit Beginn der Statistiken sein.
Linz bleibt hart
„Derzeit werden in Linz rund 800 Flüchtlinge in vielen kleineren Quartieren untergebracht. Über Nacht erhöht die Innenministerin die Anzahl der zu Betreuenden um 30 Prozent und konterkariert mutwillig den erfolgreichen Linzer Weg“, ärgert sich Luger. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bestätigte am Freitag, dass das leer stehende Haus in der Derfflingerstraße – direkt gegenüber der Zeltstadt – angemietet und in den kommenden Wochen adaptiert werde. Es soll bis zu 200 Flüchtlingen Platz bieten. Mikl-Leitnerprovoziere damit, dass die Akzeptanz der Bevölkerung weiter sinke, so Luger.
Weiters kritisierte Luger Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), dass dieser den Plänen im ehemaligen Postgebäude schon seine Zustimmung gegeben habe, während er selbst bis dato keine Informationen bekommen habe. Der Landeshauptmann entgegnete, er führe „keine Geheimverhandlungen“. Ein Erstaufnahme- oder Verteilzentrum - wie von Luger, aber auch von der FPÖ befürchtet - wäre aus seiner Sicht auch gar nicht einzusehen. Denn Oberösterreich habe mit Thalham und Bad Kreuzen bereits zwei derartige Einrichtungen, sagt Pühringer.