Gar nicht tragisch, diese Quarantäne
Weil alle immer danach fragen: Sie ist halb so wild, so eine Quarantäne. Letzte Woche habe ich Ihnen davon erzählt, dass ich Covid-19 positiv getestet wurde, dieses Mal geht es um den Alltag unter Verschluss, oder besser: unter Absonderung, wie es die Behörden so gerne nennen.
Was hilft: Wir sind ja derzeit nicht die Einzigen, die zu Hause sitzen. Niemand trinkt den ersten Spritzer outdoor im Gastgarten, niemand flaniert mit dem ersten Eis der Saison über die Fußgängerzone. Niemand verreist zu Ostern und niemand hat die Großfamilie zu Besuch oder ist dort zu Gast.
Länger daheim
Was uns unterscheidet: Wir dürfen gar nicht vor die Gartentür. Nicht für eine kleine Runde mit dem Rad, nicht um jemandem schnell was vorbeizubringen, auch nicht, um Einkäufe zu erledigen. Mein Mann ist ebenfalls Covid-19 positiv, alle drei Kinder sind negativ. Ihre Quarantäne wird wahrscheinlich trotzdem länger dauern als die von uns Erwachsenen. Denn theoretisch wäre es ja möglich, dass sie sich am letzten Tag unserer Quarantäne bei uns anstecken – deswegen kann es also sein, dass die nicht-infizierten Mädels länger abgesondert bleiben müssen als wir, die wir schon alles hinter uns haben. Das ist eine harte Nuss. Vor allem, wenn man Kinder zu Hause hat, die bewegungsfreudig sind und körperlichen Ausgleich brauchen.
Hoffentlich bald ein Trampolin
Weil unsere Sechsjährige bereits, bildlich gesprochen, die Wände hochgeht und täglich ab 8 Uhr morgens ein Weithüpfen von der Sofalehne quer durchs Wohnzimmer veranstaltet, haben wir jetzt ein Trampolin bestellt, das uns hoffentlich demnächst vor die Tür gestellt wird. Wenn dieses Ungetüm dann montiert ist, werden unsere drei vielleicht einen Teil ihrer überschüssigen Energien dort loswerden.
In unserer Siedlung sind wir die Attraktion: Mittlerweile weiß so gut wie jeder, dass dort die beiden „Covidchen“ samt Anhang wohnen. Am Gartenzaun wird mit einem Abstand von mindestens vier Metern trotzdem mit Nachbarn und Passanten Schmäh geführt und das eine oder andere Bier getrunken. Ohne diese sozialen Kontakte trotz Social Distancing wären die letzten drei Wochen schon traurig gewesen. Das gebe ich gerne zu.
Was wir dieser Tage noch merken: Wie viele liebe Familienmitglieder und Freunde wir haben, die uns nicht vergessen. Ständig meldet sich jemand mit der Frage, ob wir denn was brauchen: Einfach die Einkaufsliste schicken bitte!
Alles für die Grillerei
Der nächste bringt Grillsachen vorbei, weil es so schön wird in den kommenden Tagen. Wieder ein anderer hängt ein Sackerl mit selbst gebackenem Gebäck an die Klinke. Die Schwiegermama kocht beizeiten und stellt auch sonst allerhand Gutes vor der Türe ab. Kulinarisch ist die Quarantäne ein Jackpot.
Wie man mit so einer Situation umgeht, ist sicher auch eine Typfrage: Meinem Mann mangelt es, laut eigenen Angaben, an gar nichts. Er ist froh, dass der Freizeitstress bei Null ist und dass wir alle so viel Zeit miteinander haben. Solange das heiß geliebte „Zaunbier“ weiterhin stattfindet, ist alles gut. Die Kinder vermissen ihre Cousinen, Omas und Opa, aber sonst sind sie auch recht zufrieden und glücklich daheim. Die Quarantäne-Performance von uns Eltern dürfte bis dato also okay bis richtig super sein.
Live ist besser als auf dem Bildschirm
Mir geht es ab, dass ich zu Fuß Meter machen oder eine Runde laufen kann. Und auf das Glaserl Prosecco in bewährter Freundinnen-Runde mag ich auch nicht mehr allzu lange verzichten. Echt und in Farbe ist nicht durch einen Smartphone-Bildschirm zu ersetzen. Aber das wusste ich vor Corona und Quarantäne auch schon.