Chronik/Oberösterreich

Erdäpfel-Wodka aus dem Sauwald

Es ist ungewöhnlich, dass ein Bauer aus dem Sauwald Wodka produziert. Für den 30-jährigen Martin Paminger aus St. Ägidi (Bez. Schärding) ist der klare Schnaps, den man üblicherweise mit Russland verbindet, ein Erfolgsprodukt. Der Hochprozentige macht bereits 30 Prozent des Erlöses seines Hofes aus.

Die Idee dafür entstand 2008 bei einem Workshop transnationaler EU-Leaderprojekte in Schweden. Die Frage, die die Teilnehmer beschäftigte: Wie kann man die Wertschöpfung aus Erdäpfeln erhöhen ? Wodka war die Lösung. Paminger schloss sich mit der Brennerei Kurz in Taufkirchen an der Pram zusammen.

Geschmacksintensiv

"Wir haben verschiedene Erdäpfel-Sorten und Methoden der Herstellung durchprobiert. Es stellte sich heraus, dass sich die Sorte Freya am besten eignet. "Sie ist sehr mehlig und vermittelt den Erdäpfelgeschmack am besten." Die meisten Wodkas, die in Supermärkten angeboten würden, seien aus Getreide hergestellt, weshalb sie geschmacklos seien. Der Vorteil seines Wodkas seien die Reinheit und der Geschmack. Er werde mit Urgesteinswasser verfeinert, einem weichen Wasser mit einem Härtegrad von 0,6. "Unser Wodka ist eher gedacht als Aperitif oder Digestif."

Warum wird der Schnaps in schrägen Flaschen abgefüllt? "Damit sich die Erdäpfel nicht umgewöhnen müssen, denn sie wachsen in Hanglage oder auf der G’steck’n, wie wir sagen", erklärt er und lacht. Selbst die Schnapsgläser sind schräg. Der Wodka wird in verschiedenen Gebinden abgefüllt. In 4 cl als "eiserne Reserve für das Brusttascherl", in 20 cl "für den Genuß zu zweit" und die 0,5-Liter-Flasche als "Große für einsame Nächte". Paminger verkauft den Wodka über das Internet und beliefert die Märkte Merkur, Maximart und verschiedene Spezialitätenläden.

Der Anbau von Erdäpfeln hat im Sauwald Tradition. Sie haben den Ruf, besonders gut und geschmackvoll zu sein. "Es handelt sich bei uns um einen Urgesteinsverwitterungsboden, der sandig und eher sauer ist", erklärt Paminger. "Er enthält viel Kalium, das geschmacksintensiv ist und wichtig für die innere und äußere Qualität." Der Ertrag sei mit 30 bis 35 Tonnen pro Hektar nicht so hoch. Zur Bekämpfung des Unkrauts wird keine Chemie eingesetzt, sie erfolgt durch maschinelle Hackgeräte. In den Erdäpfeln gebe es keine chemischen Rückstände, das werde von Untersuchungen des Lebensmittelkonzerns Rewe und von Global 2000 bestätigt.

Mitte der 1980er-Jahre hat Martins Vater Eduard "aus Frust und aus innerer Überzeugung" begonnen, seine Erdäpfel als Sauwalderdäpfel zu vermarkten. "Damals hat es danach ausgeschaut, dass es mit den Erdäpfeln ganz gar wird", erzählt der 61-Jährige, der seit 17 Jahren auch Bürgermeister von St. Ägidi ist. "Wir haben an den Säcken mit den Speiseerdäpfeln einfach einen Zettel mit den Worten Aus dem Sauwald angehängt." Mit der Saatgutvermehrung hatte schon Eduards Vater 1958 gestartet.

Stiermast

Der eingeschlagene Weg hat sich als richtig erwiesen. Sechs Bauern haben sich zur Sauwalderdäpfel KG zusammengeschlossen, Martin Paminger ist seit zwei Jahren Geschäftsführer, eine Funktion, die er von seinem Vater übernommen hat. Weitere sechs Bauern liefern zu. Auf insgesamt 35 Hektar werden Erdäpfel angebaut, 1200 Tonnen werden jährlich geerntet. Damit werden die Merkur-Märkte in Wien, Oberösterreich und Salzburg beliefert, alle Maximärkte in Oberösterreich und Salzburg und viele Partnerbetriebe von Genußland Oberösterreich.

Der Moar in Oberleiten, so der Hausname, bewirtschaftet insgesamt 70 Hektar, auf denen neben Erdäpfeln Weizen und Mais wachsen. Denn er füttert auch 125 Maststiere. Damit ruht sein Hof auf drei Standbeinen. 35 Prozent der Erlöse kommen aus der Stiermast, 35 Prozent aus den Erdäpfeln und 30 Prozent aus dem Wodka.