Enzenhofer sagt Ja zur Gesamtschule
In der Linzer Europaschule gibt es die ersten Abgänger der Neuen Mittelschule (NMS) in Oberösterreich. Vier Jahre lang haben Schüler und Lehrer eine völlig neue Form des Unterrichts kennengelernt. Für alle Beteiligten war es eine Zeit der Herausforderungen.
„Die Neue Mittelschule gibt allen Kindern eine Chance – unabhängig von Herkunft, Lerntempo, Niveau, Interessen oder Talenten", schildert Stefan Giegler, Direktor der Europaschule. „Wir haben durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Ich bin überzeugt davon, dass die NMS nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur
Gesamtschule ist."
Sinneswandel
Auch vonseiten des Landesschulrates sind vermehrt Aussagen in diese Richtung zu hören. Präsident Fritz Enzenhofer, lange Zeit vehementer Gegner, spricht sich nun für die Einführung einer Gesamtschule aus. Allerdings nur, wenn auch wirklich alle Schüler diesen Ausbildungsweg gehen. Dazu müsste die AHS-Unterstufe abgeschafft werden.
Landesschulinspektorin Barbara Pitzer spricht im Zusammenhang mit der Gesamtschule von einem gesellschaftspolitischen Auftrag. „Je heterogener Gruppen sind, desto mehr ist ‚Lernen für alle` gefragt. Soziale Schichtungen werden aufgehoben, der Spracherwerb fällt in der Gruppe leichter", sieht Pitzer dringenden Handlungsbedarf.
Kompetenzen
Der Erfolg neuer Schulformen hänge ganz wesentlich von den Lehrkräften ab. Es gehe massiv darum, mit den Pädagogen an Haltungen und Einstellungen zum Beruf zu arbeiten, sagt die Landesschulinspektorin. Belehrender Unterricht sei Vergangenheit.
Die Kompetenzen der Schüler müssten durch „Tun" geschult werden. Fehler und Irrtümer gehörten da ganz selbstverständlich dazu. Je früher mit diesem „learning by doing" begonnen werde, desto besser, ist die Expertin für Schulentwicklung überzeugt.
Kurt Süss, der Präsident des Landesverbandes der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen, sieht ein Problem in der mangelnden Aufklärung. „Im Herbst wird eine Informationstour gestartet, um Eltern über die Neue Mittelschule zu informieren. Denn gerade hier besteht noch extremer Aufklärungsbedarf“, betont Süss. Aber auch viele Lehrer seien noch stark verunsichert.
Der Weg zur Gesamtschule wird jedenfalls noch ein weiter sein. Viele Voraussetzungen fehlen nach wie vor. „Ohne neues Lehrerdienst- und Besoldungsrecht und ohne gemeinsame Lehrerausbildung geht nichts. Zusätzlich müssen innere Barrieren und Denkblockaden abgebaut werden“, bleibt Direktor
Giegler Realist.
Letztendlich wird es aber von der Politik abhängen, welchen Weg das heimische Schulsystem einschlagen wird. Dort ist man sich aber noch nicht einmal über den Wert der NMS einig.
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