Chronik/Oberösterreich

Entführter Linzer: Spur führt zur libyschen Stadt Sirte

Manila, Tunis, Rom, Tripolis, Valetta, Prag – alle diese Städte spielen derzeit in der Krisendiplomatie rund um den Linzer Ex-UNO-Stabswachtmeister Daribor S. eine entscheidende Rolle. Hinter den Kulissen versuchen Außen-, Verteidigungs- und Innenministerium derzeit alles, um ein Lebenszeichen des vom Islamischen Staat entführten zweifachen Familienvaters zu erhalten.

Derzeit deutet alles daraufhin, dass der 39-Jährige in den Großraum Sirte verschleppt wurde (mehr dazu hier). Eine offenbar von dort stammende Fahrzeugkolonne aus rund 30 mit Maschinengewehren bestückten Pick-ups und mit etwa 150 IS-Kämpfern an Bord hatten das Ölfeld Al-Ghani überfallen.

Sirte hatte einst rund 140.000 Einwohner und ist momentan heiß umkämpft. Lokale Milizen haben den sogenannten Misrata-Ring um die Hafenstadt gezogen und kämpfen gegen den Islamischen Staat, der die Stadt im Februar eingenommen hat. Dort werden die Anfang Februar entführten Philippiner ebenso vermutet wie die nun neun entführten Mitarbeiter des Al-Ghani-Ölfeldes.

Schrecken statt Geld

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Dass die dort herrschenden Terroristen besonders brutal vorgehen, zeigte sich, wie sie sieben libysche Sicherheitsleute bei Al-Ghani behandelt haben – sie schnitten ihnen die Köpfe ab und legten diese in eine Ölwanne. Entsprechende Bilder kursieren, wie berichtet, seit Montag in sozialen Netzwerken. Da diese Gruppe bisher nicht durch Lösegeldforderungen sondern durch Terror und Schrecken auffielen, gehen internationale Geheimdienste eher davon aus, dass es nicht um Geld geht. Der IS kontrolliert mehrere Ölfelder und hat internationale Financiers. Es scheint deshalb wenig wahrscheinlich, dass es den Terroristen jetzt tatsächlich um Lösegeld geht.

Mögliche Verhandlungen sind aus verschiedensten Gründen schwierig zu führen. Bei vergleichbaren Geiselnahmen im Irak, Jemen oder Afghanistan gab es lokale Stammesführer oder Warlords als Mittelsmänner.

In Libyen herrscht momentan das totale Chaos. Die Kämpfer sind meist wild zusammengewürfelte Haufen mit Dschihadisten aus verschiedensten Ländern. Auch Österreicher wie etwa der Islamist Mohamed Mahmoud und seine Anhänger dürften in Libyen unterwegs sein. Kein westliches Land ist derzeit durch irgendeinen Offiziellen in dem Land vertreten.

Menschenverachtend

Aus dem Umfeld des in Wien täglich tagenden Krisenstabes heißt es, dass es durchaus denkbar ist, dass es wochenlang keine Neuigkeiten in dem Fall geben wird. Am Dienstag wurde beim Ministerrat auch die gesamte Regierung über die aktuellen Entwicklungen rund um Daribor S. informiert. Bundeskanzler Werner Faymann drückte anschließend seine "große Sorge" aus. Er bestätigte, dass es keine Lösegeldforderungen gibt. "Jeden Tag erreichen uns neue Schreckensmeldungen, die unglaubliche Grausamkeit der Terroristengruppe IS zeugt von menschenverachtender Skrupellosigkeit", sagte VP-Klubobmann Reinhold Lopatka nach der Sitzung des Außenpolitischen Ausschusses.