Chronik/Oberösterreich

„Einkaufen ist eine Frage der Lebensqualität“

Ein Supermarkt ist wesentlich mehr als ein Ort, an dem man sich für den täglichen Bedarf eindeckt. „Ein Supermarkt ist ein Ort der Begegnung, wo man sich trifft, plaudert und Kontakte pflegt. Das trägt zum friedlichen Zusammenleben bei", weiß Johann Hingsamer, Gemeindebundpräsident und Bürgermeister in der kleinen Gemeinde Eggerding im Bezirk Schärding: „Die Versorgung vor Ort ist wichtiger als jedes Einkaufszentrum. Ich verstehe aber auch, dass Kaufleute gehen, wenn es sich nicht rentiert." Auf vielen Ortsplätzen seien leer stehende Kaufhäuser dem Verfall preisgegeben. Das schade dem Ortsbild und nicht zuletzt der Lebensqualität einer ganzen Gemeinde, glaubt Hingsamer.

Bewusstsein

Manfred Zöchbauer von der Wirtschaftskammer (WK) fasst das Dilemma des Einzelhandels zusammen: Der kleine Greißler vor der Haustür könne schlicht nicht das bieten, was ein großer Markt am Ortsrand bietet – und das sind ein großes Sortiment, Sonderangebote und Parkplätze. „Die Leute wollen viel, und das billig und bequem. Das regionale Bewusstsein muss geschärft werden. Es ist eine Frage der Lebensqualität", sagt Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl.

Derzeit gebe es in Oberösterreich 54 Gemeinden ohne Nahversorger. Eine Zahl, die  dank Programmen des Landes wie die Dorf- und Stadtentwicklung (DOSTE), privaten Initiativen und gemeinnützigen Vereinen seit etwa fünf Jahren relativ stabil bleibe.
Bei Umwidmungen in der Peripherie sei die Raumordnung ab 1500  restriktiv und verhindere damit, dass große Supermärkte aus dem Boden schießen. „Was da passiert, ist ein Verdrängungs-, kein Versorgungswettbewerb", so Sigl.

Ortsbelebung

In Raab (Bezirk Schärding) gelang die Neubelebung, berichtet Bürgermeister Josef Traunwieser: „Der Supermarkt wollte zusperren und außerhalb neu bauen. Das mussten wir verhindern, sonst hätten wir jetzt einen verwaisten Schandfleck mitten im Ort." Mit dem neuen Geschäfts- und Wohnzentrum „tut sich rund um die Uhr etwas im Ort", freut er sich. Weniger Glück hatte Bernhard Fischer aus St. Marienkirchen bei Schärding. Trotz aller Bemühungen, den Superarkt im Zentrum zu halten, baute dieser eine neue, größere Filiale am Ortsrand. Mit Hochdruck arbeitet die Gemeinde daran, das ungenutzte Gebäude wieder mit Leben zu füllen.

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