Doppelmord in OÖ: Drexler war schon 5 Tage tot und hatte keinen Komplizen
Von Patrick Wammerl
Mehrere Tage lang wurde der mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler, der am 28. Oktober im Mühlviertel zwei Jäger erschossen haben soll, in ganz Österreich gesucht - bevor er am 2. November tot in einem Waldstück gefunden wurde. Nun liegen völlig neue Details in dem Fall auf dem Tisch.
Mehr als eineinhalb Monate nach der Tat sind die "Untersuchungen zur Bestimmung von Todesursache und Todeszeitraum des mutmaßlichen Täters" zu einem Ende gekommen, wie die Staatsanwaltschaft Linz in einer Aussendung erklärt.
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums.
Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133).
In dem der Staatsanwaltschaft übermittelten "Vorab-Gutachten" ist zu lesen, dass Suizid als Todesursache schon wenige Tage nach Auffinden der Leiche durch eine Obduktion bestätigt werden konnte.
Fünf Tage
Neu ist dagegen, dass laut Gutachten "eine Liegezeit der Leiche von fünf Tagen" als wahrscheinlich anzusehen ist. Roland Drexler könnte demnach schon am 28. Oktober 2024 gestorben sein - an dem Tag, an dem er die zwei Jäger erschossen haben soll also.
Allerdings gibt es jede Menge Interpretationsspielraum, wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte.
Laut Behörden "keine Komplizen"
Was bedeutet dies nun für den Fall: Hatte Drexler eventuell einen Komplizen bzw. einen Mitwisser?
Dieses Gerücht hält sich seit dem Doppelmord besonders aus einem Grund hartnäckig. Am Abend des 31. Oktober, also drei Tage nach den Bluttaten, hatte ein Zeuge der Polizei gemeldet, das Scheinwerferlicht eines Autos im Waldstück zwischen den Tatorten Altenfelden und Arnreit gesehen zu haben. Als daraufhin das Gebiet neuerlich durchsucht wurde, fanden die Einsatzkräfte Drexlers silberfarbenen VW Caddy.
Hatte ein ominöser Helfer das Auto dort erst später abgestellt? Davon gehen die Ermittlungsbehörden nicht aus. Roland Drexler selbst soll den Wagen noch vor seinem Suizid in dem Waldstück geparkt haben, so die Polizei.
Kein Hinweis auf Mitwisser
Bisher gibt es laut Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz und der Polizei Oberösterreich keinen einzigen Hinweis darauf, dass der Doppelmörder einen Mitwisser hatte. Auch für den späteren Fund des Fahrzeuges gäbe eine plausible Erklärungen, so ein Polizeisprecher.
Das gerichtsmedizinische Gutachten lasse Interpretationsspielraum zu. In der Zusammenschau sämtlicher erhobener Befunde sei eine Liegezeit der Leiche von fünf Tagen als wahrscheinlich anzusehen, so die Staatsanwaltschaft. Der Tod könnte aber auch erst am 31. Oktober eingetreten sein. Denn aus entomologischer (insektenkundlicher) Sicht sei Drexler mindestens 48 Stunden vor dem Auffinden der Leiche am 2. November tot gewesen.
Wie die bisherigen Ermittlungen ergaben, dürfte Drexler den Wagen noch selbst am 29. Oktober oder danach im Wald versteckt haben und dann zu Fuß an jene Örtlichkeit geflüchtet sein, wo später seine Leiche gefunden wurde.
Cobra durchstreifte Gebiet mit den Panzerwagen
Die Cobra passierte am Dienstag, den 29. Oktober gegen 10 Uhr mit ihrem gepanzerten Einsatzwagen Survivor den Auffindungsort des Fahrzeuges, und da sei der Lieferwagen definitiv noch nicht dort gestanden, heißt es auf Anfrage des KURIER.
Auch bei der Suchaktion mit Drohnen an demselben Tag sei der Wagen nicht heraus gestochen, erklärt Polizeisprecher Michael Babl. Als die Einsatzkräfte den Pkw am 1. November entdeckten, war das silberne Dach von der Drohne aus "deutlich zu erkennen. Es hob sich farblich vom Waldboden ab“, so Babl.
Deshalb gehe man davon aus, dass der Fluchtwagen zuvor von den Einsatzkräften auch nicht übersehen sondern er erst später dort versteckt wurde.
Keine Menschenkette im Wald
Wie es von Seiten des Sondereinsatzkommandos Cobra heißt, habe man in den ersten Tagen nach dem Doppelmord wegen der Eigensicherung der Beamten keine Durchsuchungsketten in den Wald schicken können, sondern nur mit schwer gepanzerten Fahrzeugen und Drohnen agiert. "Man musste davon ausgehen, dass der erfahrene Jäger aus einem Hinterhalt und großer Distanz die Einsatzkräfte unter Beschuss nehmen könnte. Nachdem man im Wagen seine Langwaffe gefunden hatte, wurde die Taktik angepasst und die Umgebung intensiv auch zu Fuß abgesucht“, so ein Einsatztaktiker der Cobra.
Dabei wurde die Leiche Drexlers schließlich am 2. November entdeckt.