Chronik/Oberösterreich

Brauereien: Zwei kleine unter einem großen Dach

Von Gerhard Marschall

Die Marktgemeinde Frankenburg im Bezirk Vöcklabruck hat eine lange Brautradition. Erste Belege dafür gibt es aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Im 18. Jahrhundert gab es in Frankenmarkt gleich drei Braustätten.

Auch die Geschichte des „Bräu am Berg“ ist lang und zudem turbulent. Auf dem Standort wird seit 1626 Bier gemacht, mehrmals wechselten die Eigentümer, 1903 wurde das Brauhaus bei einem Brand zerstört.

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„Klein, aber fein“ lautet das Motto der Privatbrauerei. Das Sortiment umfasst fünf Biere – vom Märzen bis zum Festbock – und ein Radler. Das mit dem klein stimmt einerseits zwar, ist andererseits aber auch etwas kokett. Denn das „Bräu am Berg“ ist Teil der Getränkegruppe Starzinger. 1906 begann der Gastwirt Josef Starzinger mit der Abfüllung von Getränken und legte den Grundstein für das mittlerweile stattliche Familienunternehmen.

"Juvina" und "Schartner Bombe"

Die Produktpalette reicht vom „Frankenmarkter Mineralwasser“ über „Juvina“ aus Deutschkreutz (Burgenland) und „Long Life“ aus Bad Radkersburg (Steiermark) hin zu Limonaden und zum Energydrink. 1995 wurde die „Schartner Bombe“ übernommen und als Marke wiederbelebt.

Starzinger beschäftigt rund 270 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei 60 Millionen Euro. Das Bier stieß relativ spät dazu. 1985 übernahm Starzinger die Frankenmarkter Brauerei, die vor dem Aus stand. Innerhalb von vier Jahren wurde der Ausstoß verdoppelt. Heute beträgt er zwischen 11.000 und 13.000 Hektoliter.

Gleiche Rezeptur

1989 wurde die Brauerei Hofmann in Aspach im Bezirk Braunau übernommen und in den Miniaturkonzern integriert. In Aspach hat Bier, wie vielerorts im Innviertel, eine lange Tradition. Die prächtige Fassade des ehemaligen Gasthauses Hofmann im Zentrum, heute Gemeindeamt und Kulturhaus, zeugt vom Wohlstand und Selbstbewusstsein einer untergegangenen Brauerdynastie.

Durch den Zukauf konnte die Kapazität deutlich erweitert werden, zumal die räumlichen Möglichkeiten am Stammsitz limitiert sind. Nach gleicher Rezeptur wie in Frankenmarkt werden in Aspach zwischen 15.000 und 25.000 Hektoliter im Jahr ausgestoßen.

Ein geringer Teil geht in das „Aspacher Urbräu“, das im engeren Umkreis abgesetzt wird. Der Großteil der Produktion wird unter Handelsmarken in Dosen verkauft.

Wettbewerb härter

Bisher hat das Bier nur eine Nebenrolle gespielt, alles in allem steuert es zum Gesamtumsatz zwischen zwei und drei Prozent bei. Jetzt soll diese Schiene allerdings forciert werden. Damit einher soll eine Imagekorrektur gehen, denn das Bier aus Frankenmarkt wird stark mit der Dose assoziiert.

Als einer der ersten Getränkeerzeuger in Österreich hat Starzinger schon in den 1990er-Jahren Bier in Dosen abgefüllt, auch für andere Brauereien. Mittlerweile ist nicht nur der Wettbewerb in diesem Sektor härter geworden, sondern haben sich auch Trinkgewohnheiten und Kaufverhalten geändert.

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„Dosenbier ist für uns sehr wichtig, aber die Wahrnehmung durch den Konsumenten ist wahrscheinlich nicht die beste“, erklärt Prokurist Patrick Moser. Zusammen mit Ludmilla Starzinger und deren Sohn Victor bildet er die Geschäftsführung von Starzinger. Das „Bräu am Berg“ habe sich ein besseres Image verdient, ist Moser überzeugt: „Wir brauen ein qualitativ sehr gutes Bier und fühlen uns unter Wert geschlagen.“

Differenzierung

Deshalb steigt man verstärkt auf Fass und Flasche um. Via Gastronomie und Handel soll das Absatzgebiet ausgedehnt werden. „Wir haben den Plan, uns in konzentrischen Kreisen von Frankenmarkt wegzubewegen“, sagt Moser. Zwischen Linz und Salzburg wird die Gastronomie ohnedies mit dem gesamten Sortiment beliefert, sodass Bier leicht huckepack genommen werden kann.

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Über Menge und Preis könne sich eine mittelständische Brauerei nicht behaupten, ist Prokurist Moser überzeugt. Deshalb setze Starzinger auf Differenzierung. So wurde zuletzt das „Berggold“ kreiert, ein etwas dunkleres Märzenbier mit höherem Alkoholgehalt.

„Wir glauben, dass wir nicht nur mit Regionalität punkten können“, erläutert Moser die Strategie hinter der Offensive. „Wir spielen das überregional über Preiswürdigkeit: Der Konsument bekommt für einen fairen Preis ein sehr gutes Bier.“

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