Bauer, Tod und Teufel
Von Josef Ertl
Vor der Kulisse der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg und dem dreihundert Jahre alten Schloss Neuhaus in St. Martin im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) mit Blick auf die tief unten fließende Donau führt die Theaterproduktion der NordwaldKammerbühne mit dem Mysterienspiel „Bauer Tod und Teufel“ in eine versunkene bäuerliche Welt mit einer Botschaft.
Übergabe des Erbhofs
Das Geschehen im gereimten Bauerndrama beginnt mit dem jährlichen Erntefest am Erbhof, zu dem das gesamte Gesinde geladen ist. Zu diesem Anlass übergibt der fleißige, im Wertesystem seiner Vorfahren solide verankerte Altbauer feierlich den Hof an seinen Sohn. Der ist sichtlich mit der neuen Aufgabe überfordert und lässt sich auf einen fatalen Handel mit dunklen Mächten ein. Diese tauchen in Gestalt eines aus Faust und Jedermann gemischten Mephisto auf, der „Meister“ genannt, mit dubiosen Begleitern in die bäuerliche Gesellschaft des Erbhofs eindringt.
Für den vermeintlich geringen Preis von drei Schaufeln Erde bietet der Meister mit seiner Gauklergruppe eine Aufführung an. Mit dieser symbolischen Bezahlung werden aber dem „Unhold, der da steht und nach dem Hofe späht“ Haus und Hof ausgeliefert. Die Namen seiner Spießgesellen verheißen nichts Gutes. Es ist dies der entsprechend seinem Temperament gestaltete Zorn (Samson Rothbauer), Geiz (Tobias Kaiser mit markant tirolerischem Einschlag) sowie Streit (Lena Pühringer) und Lieblust (lasziv und verführerisch Lea Großhaupt).
Den Kopf verdreht
Dieser gelingt es, den blauäugigen Jungbauern den Kopf zu verdrehen, während ihre teuflischen Begleiter den Hof leerräumen. Mephisto schafft es mit unwiderstehlicher diabolischer Kraft, die gesamte Bauernrunde von ihrem Weg, fleißig und tüchtig zu arbeiten, abzubringen und dafür ein süßes Leben als Nichtstuer zu führen. Eine schauspielerische Leistung von Valentin Pühringer, der im Brotberuf Bezirkshauptmann von Rohrbach ist. Fideln und Flöten des Nordwaldkammer-Orchesters, komponiert von der Primgeigerin des Linzer Brucknerorchesters, Claudia Federspieler, begleiten das Geschehen.
Der Sensentanz
Ein exaltierter Sensentanz, zu dem sich die bäuerlichen Akteure maskiert im Kreis drehen, ist der Höhepunkt des ausgelassenen Treibens. Nur zwei Personen verweigern sich der kollektiven Hysterie. Der Totengräber (von Josef Wöhrer gespielt) hat sich Zeit seines Lebens von Berufs wegen mit dem Tod beschäftigt und lässt sich nicht auf das Treiben der anderen ein.
Der Altbauer setzt sich durch
Entscheidend für den Verlauf des Geschehens ist der Altbauer, gespielt von Josef Stockinger, im Zivilberuf Biobauer in Arnreit. Obwohl der Teufel ansetzt, „ihm bald den Atem zu nehmen“, gelingt es ihm, den Hof zu erhalten und auch seinen Sohn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ein versöhnliches Ende nach so viel blindem Glauben an einen falschen Verführer, der mit einfachen Antworten die Menschen ködert.
300 Personen beteiligt
Eine Botschaft, die das vom aus Offenhausen bei Wels stammenden Hans Reinthaler 1943 verfassem Schauspiel gerade in der Gegenwart aktuell erscheinen lässt. Ein ambitioniertes Stück, dessen gereimter Text von Regisseur Norbert Huber (Co-Regie Konstantin Sales Huber) mit professionellen Künstlern und erfahrenen Laien aus der Region umgesetzt wird. 25 Schauspieler (jede Rolle ist doppelt besetzt), 34 Personen hinter der Bühne und 19 Vereine, insgesamt an die 300 Personen, ermöglichen ein 140 Minuten dauerndes Theatererlebnis.