Anschober verteidigt Almtal-Stromtrasse
Von Josef Ertl
Die Initiative „110kv-Ade“ kämpft gegen den Bau einer Hochspannungsleitung durch das Almtal. Sie hat gegen die Genehmigung durch die Landesregierung berufen, nun liegt die Causa bei der zweiten Instanz im Wirtschaftsministerium.
Die Initiative erhebt neuerlich Vorwürfe gegen den Betreiber Energie AG. Er wende unlautere Mittel an, um die 110-kV-Leitung rasch durchzubringen. So soll es Versuche gegeben haben, einige Grundstücksbesitzer finanziell von einer Meinungsänderung zu überzeugen. So soll einem Landwirt plötzlich ein Angebot gemacht worden sein, dass um 85 Prozent besser dotiert war als das ursprüngliche.
„Wir bieten keine überhöhten Zahlungen an“, weist Energie-AG-Sprecher Michael Frostel die Kritik der Initiative zurück. Das erste Angebot habe die Entschädigung der Wälder nicht beinhaltet, diese seien nun nach dem Vorliegen der Gutachten der Sachverständigen nachgereicht worden. Außerdem müsse man die Einverständniserklärung der Grundeigentümer einholen, um die vereinbarten Trassenänderungen realisieren zu können.
Netzausbau
Der Grüne Landesrat Rudi Anschober steht zur neuen Stromtrasse. Er sei sich bewusst, dass er sich in der Sache nicht beliebt mache, aber die rund 10.000 Stromerzeugungsanlagen auf den Hausdächern plus die 1000 Elektrizitätsbetreiber, die Stromtankstellen anböten, machten Investitionen in neue Netze notwendig. Nur so könne die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Für das Almtal sei eine externe Bedarfsstudie in Auftrag gegeben worden, die die Notwendigkeit der 110-kV-Leitung bestätigt habe.
Anschober legte gestern, Montag, den Energiebericht des Landes für das Jahr 2011 vor. Es sei gelungen, den Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Seit 2005 sei der Bruttoregionalprodukt um 18,4 Prozent gewachsen, der Energieverbrauch aber lediglich um 2,4 Prozent. Die Pelletsheizungen verzeichneten ein Plus von 23 Prozent gegenüber 2010, mit 2060 neuen Photovoltaikanlagen seien doppelt so viele Anlagen wie 2010 installiert worden. Oberösterreichs Energie komme nun zu einem Drittel aus erneuerbarer Energie und zwei Drittel aus nicht-erneuerbarer. Der Landesenergie-Beauftragte Gerhard Dell betonte, allein aufgrund der Maßnahmen des Landes würden jährlich vier Prozent des Energieverbrauchs und damit eine Milliarde Euro eingespart.
Wohnbau–Landesrat Manfred Haimbuchner (FP) bezweifelt Anschobers Angaben. Ein völliger Umstieg bei Raumwärme und Stromerzeugung auf erneuerbare Energien bis 2030 sei unrealistisch.