Chronik/Oberösterreich

Befragung in OÖ: Eltern stellen Schulsystem ein schlechtes Zeugnis aus

Knappe vier Wochen Ferien und Freizeit liegen noch vor Oberösterreichs Schülerinnen und Schülern sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Doch das neue Schuljahr rückt unweigerlich näher - und mit ihm jede Menge Konfliktpunkte und Schwachstellen im Schulsystem.

In einer aktuellen Befragung der Arbeiterkammer stellen Eltern der Schule jedenfalls ein durchwachsenes Zeugnis aus. „Es gibt Baustellen, die dringend angegangen werden müssen“, fordert AK-Präsident Andreas Stangl mehr Engagement von den politisch Verantwortlichen ein.

Mehr als 2000 Eltern befragt

Die Arbeiterkammer befragt in regelmäßigen Abständen Eltern in Oberösterreich, wie es ihnen und ihren schulpflichtigen Kindern in den unterschiedlichen Lebensbereichen und schulischen Phasen geht. Die Ergebnisse der dritten und letzten Befragungswelle der Schulkosten-Erhebung 2023/'24, an der mehr 2.000 Eltern teilgenommen und Aussagen für rund 3.500 Kinder gemacht haben, zeigt: In oberösterreichischen Schulen fehlt den Kindern und Jugendlichen die Zeit zum Lernen, Üben, Vorbereiten und Wiederholen.

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Knapp ein Viertel der Befragten (22 Prozent) gibt an, dass die eigenen Kinder in der Schule nicht ausreichend auf Prüfungen und Schularbeiten vorbereitet werden. Um ihre Kinder entsprechend fördern zu können, sind Familien auf Unterstützung außerhalb der Schule angewiesen. Die, die es sich leisten können, greifen auf teure, private Nachhilfe zurück.

Für knapp die Hälfte der befragten Eltern (48 Prozent) ist eines fix: Ohne die Lernunterstützung von Familie, Freunden oder Bekannten erreicht ihr Kind die schulischen Leistungsanforderungen nicht.

Zu wenig Förderung

Fast die Hälfte der befragten Eltern nimmt einen Mangel an Lehrpersonal im Schulleben ihrer Kinder wahr. Dieser äußert sich durch zu wenig individuelle Förderung im Unterricht, fehlendes bzw. nicht ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal sowie fehlende Aufsichtspersonen während Ausflügen und in den Schulpausen.

Wie könnte sich das Schulsystem also verbessern? Die Wünsche der Eltern sind klar: Ausbau von kostenlosem Förderunterricht, finanzielle Unterstützung bei Schulausflügen, psychologische Beratung und Begleitung, kostenlose Geräte für den Unterricht, ein Angebot an Nachmittagsbetreuung, Unterstützung bei den Hausaufgaben und ganztägige Schulformen.

Im Rahmen des Antiteuerungspakets 2023 wurde in Linz für das Schuljahr 23/'24 eine einmalige Unterstützung für Familien mit Schulkindern zwischen 6 und 10 Jahren gewährt. Die Linzer KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn forderte in einem Antrag diese einmalige finanzielle Unterstützung auch für das Schuljahr 2024/'25 zur Verfügung zu stellen - was nun passiert.

4.713 Anträge wurden letztes Jahr bewilligt. Unterstützt wurden Familien mit einem 100 Euro-Gutschein. "Die große Nachfrage zeigt auf, wie wichtig solche finanziellen Unterstützungen sind. Auch heuer stellt der kommende Schulbeginn für viele Familien wieder eine große finanzielle Belastung da", so Gemeinderätin Grünn.

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Laut dem Projekt „Kinderarmut abschaffen“ der Volkshilfe sind in Österreich 376.000 Kinder und Jugendliche (23%) armutsgefährdet, mit gravierenden Folgen auch für den Bildungsweg. Grünn weiter: "Auch Kinder aus Familien mit geringem Einkommen brauchen alle notwendigen Schulsachen, um gut in das Schuljahr starten zu können." Die Neuauflage des Schulstartpakets sei ein wichtiger Schritt für mehr Bildungsgerechtigkeit.