Chronik/Niederösterreich

Zweitwohnsitz-Misere: Gemeinde fehlen Einnahmen

In Zeiten, in denen Gemeinden finanziell den Gürtel immer enger schnallen müssen, kommt es auf jeden Cent an. Besonders Kommunen mit vielen Zweitwohnsitzen leiden darunter, dass es Ertragsanteile des Bundes nur für hauptgemeldete Bürger gibt.

Einen, der davon ein (Klage)lied singen kann, ist Semmerings Bürgermeister Horst Schröttner. Auf 650 ständige Bewohner kommen knapp 1000 Einwohner mit Nebenwohnsitz und laut Schätzungen des Bürgermeisters nochmals 500 „Wahl-Semmeringer“, die gar nicht gemeldet sind aber dennoch ihre Zeit am Hausberg der Wiener verbringen.

Schröttner nutzte das mit 220 Zuhörern „bestens“ besuchte Bürgerforum, um einen dringenden Appell an die Semmeringer los zu werden. „Wenn ihr hier lebt, dann bitte meldet auch euren Hauptwohnsitz hier an“, so die klare Botschaft des Ortschefs.

Durch das Ungleichgewicht an Haupt- und Zweitwohnsitzen fehlen der kleinen Kommune jährlich Zehntausende Euro an Ertragsanteilen im Budget. „Ab 500 nicht gemeldeten Einwohnern sprechen wir schon von über Hunderttausend Euro jährlich, die nicht an die Gemeinde fließen“, so Schröttner.

Einen deutlichen Schub an Abmeldungen hat auch die Einführung des Wiener Parkpickerls gebracht. Zahlreichen Bürgern mit Zweitwohnsitz in Wien sei nichts anderes übrig geblieben, als sich wieder in der Bundeshauptstadt anzumelden, heißt es in der Semmeringer Gemeindestube.

Abgaben

Schröttner hofft, dass er mit seiner Informationskampagne ein Umdenken bei einigen „U-Booten“ erreicht. Denn wer einen Zweitwohnsitz hat, zahlt zwar Verbrauchsabgaben (für Wasser, Müllabfuhr und Kanalisation), für viele andere kommunale Leistungen, wie Straßenerhaltung, Kindergärten und Pflichtschulen, Kultur und Sport bekommt die Gemeinden für diese Einwohner aber nichts.