Chronik/Niederösterreich

Zweites Giftopfer wurde exhumiert

Die Szenerie hätte in einen TV-Krimi gepasst. Örtlichkeit und Zeit: Mittwoch um sieben Uhr Früh am Gumpoldskirchner Friedhof in NÖ. Fotografen stehen auf der Steinmauer des gesperrten Areals. Es ist Vogelgezwitscher zu hören, und das Geräusch einer Schaufel, die immer wieder in die steinige Erde eines Grabs eintaucht.

Herbert Ableidinger ist seit Herbst 2010 hier begraben. Er wird im Auftrag der Staatsanwaltschaft Krems exhumiert. Ableidinger, 68, und Alois F., 61, sind im Gerichtsakt als mutmaßliche Opfer geführt, Bogumila W. als Verdächtige. Die 52-jährige Polin könnte beide Männer vergiftet und ihr Vermögen abgestaubt haben.

In dem Meer aus Grabsteinen stehen Polizisten, Kriminalisten, Bestatter und Christian Reiter. Der Gerichtsmediziner im beigen Mantel ist hochkonzentriert. Kurz nach acht Uhr Früh weist er jene Mitarbeiter an, die Ableidinger in einen neuen Sarg umbetten.

 

Herbstzeitlose

Jetzt liegt es an Reiter und seinem Team, der Wahrheit etwas nachzuhelfen. Er fand bereits in einer alten Gewebeprobe des Toten eine "enorme Menge" des Gifts Arsen. Fest steht derzeit nur: Sollte er tatsächlich mit Arsen getötet worden sein, dann stöbern die Experten das Gift auch auf.

Dünner ist die Suppe bei Alois F., der im Februar 2011 starb und am Montag exhumiert wurde. Wie der KURIER berichtete, könnte ihm die Giftpflanze Herbstzeitlose verabreicht worden sein. Dieser Verdacht wurde in der Festnahme-Anordnung der Staatsanwaltschaft geäußert. Die Symptome, heißt es darin, würden dazu passen.

Einen bitteren Beigeschmack hat die Exhumierung für die Schwester des Verstorbenen. Es kämen Besucher zum Grab, getrieben von "purer Schaulust", die sie in ihrer Trauer um ihren Bruder stören, schildert sie.

Die Justiz rechnet damit, dass bereits in einem Monat die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Bogumila W. ist in U-Haft und bestritt bisher alle Vorwürfe. Sie will eine fürsorgliche Pflegerin gewesen sein.

 

Schwester fordert Aufklärung

Das glaubt im Umfeld der Verstorbenen niemand, denn beide schwärmten von ihr und prahlten mit der "Neuen". Von den zwei Pensionisten wurde W. fürstlich belohnt: eine Wohnung, Geld, zumindest ein Auto.Die Hinterbliebenen Ableidingers gingen gestern durch ein Wechselbad der Gefühle. "Ich konnte vor Aufregung die ganze Nacht nicht schlafen", sagt die Schwester. Der "Tourismus" am Friedhof stößt sie ab: "Sogar in der Nacht waren schon Leute da." In die Obduktion setzt sie jetzt Hoffnungen: "Ich glaube, dass damit alle Rätsel gelöst werden", so Christa K.Tochter Karin Ojukwu hatte nie das beste Verhältnis zu ihrem Vater. "Natürlich ist das ein komisches Gefühl. Ich glaube aber, dass man noch mehr finden wird." Einen Wermutstropfen hat die Exhumierung für sie: "Zum ersten Begräbnis war ich nicht eingeladen. Beim zweiten werde ich aber sicher dabei sein."

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