Chronik/Niederösterreich

„Wir haben ein Riesenproblem mit den Stromnetzen“

Eine gravierende Änderung bei der Aufteilung der Steuern aus Stromgebühren durch den Bund, wird Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei einem bevorstehenden Treffen von Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) fordern. Einnahmen aus Anlagen mit erneuerbarer Energie, „sollen genau jenen Bundesländern zugutekommen, in den diese Anlagen stehen“, verlangt Pernkopf.

Zum Komplex Klimaziele und Energiewende hält Pernkopf ein ganzes Paket für die Ministerin parat. Das momentane System der Aufteilung der Netzkosten nennt er als absurd. Die für die Energiewende nötige Windenergie werde nur in NÖ und dem Burgenland ausgebaut, die Kosten für die dafür nötigen 110 KV-Leitungsnetze würden den jeweiligen Netzbetreibern, wie EVN oder Wien Energie, und damit den Landesbürgern „hinaufdividiert“, kritisiert Pernkopf.

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Wie bei 380-KV-Netzen sollen die Kosten bundesweit auf die Haushaltskunden verteilt werden, verlangt er. Landesregierungen und Energieunternehmen, die in Sachen Erneuerbarer aktiv sind, seien die „G’schnapsten“, deshalb fordert der NÖ Landesvize auch einen Anteil an den Steuereinnahmen des Bundes. „Das kann man bestens berechnen. Ich gehe für Niederösterreich und das Burgenland von mehreren Hundert Millionen Euro aus“, erklärte Pernkopf im Rahmen eines Pressetermins.

Netzkapazitäten

Eine andere dringliche Forderung Pernkopfs an Gewessler betrifft das bundesweite Leitungsnetz. „Wir haben ein Riesenproblem mit den Stromnetzen“, betont er und beruft sich auf eine Bilanz, die ihm Gerhard Christiner, der technische Vorstand der Austrian Power Grid (APG) präsentiert habe. Demnach mussten Österreichs Haushalte und die Wirtschaft im Jahr 2022 über zwei Milliarden Euro mehr für Stromimporte berappen, weil das Leitungsnetz zwischen Österreich, Deutschland sowie Tschechien zu schwach ist.

Kein günstiger Strom

Somit war es nicht möglich, über das viel kritisierte Order-Merit-System zu bestimmten Zeiten günstigen Strom zu importieren. „Stattdessen mussten bei uns sündteure Gaskraftwerke zur Stromerzeugung angeworfen werden. Die CO2-Belastung kommt noch dazu“, so Pernkopf.

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Laut APG waren bei 8.500 notwendigen Versorgungungsstunden 5.600 Stunden wegen des nicht adäquaten Netzes nicht für günstige Importe nutzbar. Die Folge: In dieser Zeit musste in Österreich 26 Cent mehr pro Kilowatt bezahlt werden als in Deutschland. Für 2023 stehen die selben Kosten an.

Pernkopf fordert deshalb einen unverzüglichen Ausbau der bundesweiten Netze, der durch spezielle Gesetze ermöglicht werden muss.