Chronik/Niederösterreich

Wiener will „Braunschlag“ aus dem Dornröschenschlaf holen

Wie bitte? Seine ersten Worte lösen Erstaunen aus. „Willkommen in Braunschlag. Ich bin der echte Bürgermeister“, sagt Walter Grabmüller, während er in Tracht und mit Hut auf dem Kopf die Hand schüttelt. Der 65-jährige Wiener gibt sich staatstragend und verkörpert „Walter Paul der I. von Braunschlag“. Seine Rolle ist Teil eines Konzepts.

Tatsächlich ist der pensionierte Projektplaner der neue Pächter der ausrangierten Disco in Eisgarn im Waldviertel, die mithilfe der schrägen ORF-Serie „Braunschlag“ Berühmtheit erlangt hat. Grabmüller ist überzeugt, aus der 20.000 Quadratmeter großen Liegenschaft eine Attraktion machen zu können: „Wir lassen das fiktive Dorf aufleben. Bustouristen werden kommen“, glaubt er.

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Obwohl Grabmüller nur von wenigen Bürgern in Eisgarn ernst genommen wird, lässt sich der 65-Jährige nicht verunsichern. Ganz im Gegenteil. „Das wird eine große Sache. Aus der Diskothek machen wir einen Tanzpalast für Oldie-Abende und Konzerte – natürlich mit geringerer Lautstärke als früher, um die Nachbarn ja nicht zu verärgern“, erklärt der gebürtige Waldviertler, der aus Kautzen, Bezirk Gmünd, stammt. Er sieht sich keinesfalls als Spinner, sondern als Visionär.

Unter dem Ortsnamen „Braunschlag“ will Grabmüller auch einen Heurigen, einen Grillplatz ,einen Naschgarten, ein Bründl für das Abfüllen und für den Verkauf von „Marien-Heilwasser“ sowie einen Marktplatz für den Vertrieb regionaler Produkte und ein Gesundheitszentrum errichten lassen. Er denkt aber auch an ein Sport-Erlebnisdorf für bewegungsarme Schüler. „Das Grundstück ist so groß, dass wir viele Ideen verwirklichen können“, erklärt der 65-Jährige, der sich auch eine Kaufoption – Verhandlungsbasis rund 285.000 Euro – gesichert hat. Je länger er nachdenkt, umso mehr Ideen sprudeln.

G’spür

Schon einmal will Grabmüller bei einem Projekt im Burgenland das richtige Gespür gehabt haben. „Ich habe das 67.000 Quadratmeter große Designer-Outlet Parndorf geplant. Derzeit arbeite ich an einem Projekt in Ungarn“, erklärt der Wiener. „Ich habe genügend Erfahrung und die Kontakte, die ich für die neue Idee brauche“, sagt er. Ende April soll die stufenweise Umsetzungsphase beginnen. „Wir starten mit einem Maifest. Eingeladen sind die regionalen Behindertenvereine. Ich will mit der ganzen Sache kein Geld verdienen, sondern die Einnahmen den Initiativen zu Gute kommen lassen“, erklärt Grabmüller, der selbst Obmann des Vereins „Sonnenwohnen-Lebenshilfe“ ist.

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Trotz der Pläne bleibt Karl Mader, Bürgermeister von Eisgarn, skeptisch: „Ich kann noch nicht viel dazu sagen. Mir wurden nur grobe Überlegungen vorgestellt.“ Grundsätzlich sei alles, was der Gemeinde nütze, zu befürworten. „Solange alles im gesetzlichen Rahmen bleibt, ist nichts einzuwenden“, erklärt Gemeindechef Mader.

Dass sich mit der Fernsehserie „Braunschlag“ an den Waldviertler Drehorten fast kein Geld verdienen lässt, mussten bereits mehrere, regionale Tourismusbetriebe um Litschau und Eisgarn feststellen. Nur wenige Gäste interessierten sich für ein „Braunschlag“-Package im Hoteldorf „Königsleitn“. Hier ist auch die Marien-Statue, die in der TV-Serie eine tragende Rolle einnimmt, zu bewundern.

Der einzige Profiteur ist Ludwig Löffler, Gastronom in Litschau, der genau 22 Jahre nach dem Aus der legendären Disco in Eisgarn, seiner Immobilie endlich neues Leben einhauchen konnte.