Chronik/Niederösterreich

Vorerst letztes Kapitel im Streit um Luxus-WC am Hauptplatz

Kein Projekt hat in den vergangenen Monaten in Wiener Neustadt für so viel Gesprächsstoff gesorgt, wie das neue stille Örtchen mitten am Hauptplatz. Am Freitag wurde er endlich geliefert und montiert – der knapp 140.000 Euro teure, voll verspiegelte WC-Monoblock. Vor den Augen Dutzender Schaulustiger wurde die Luxus-Toilette von einem Riesenkran in Position gebracht.

Der Montage der neuen öffentlichen WC-Anlage war eine emotionale politische Debatte voraus gegangen. Nicht nur der Kosten wegen sorgte das Projekt für ein politisches Donnerwetter – auch die Lage in unmittelbarer Nähe der historischen Mariensäule stieß den Kritikern sauer auf. „Geld und Vernunft spielen bei der SPÖ offenbar keine Rolle mehr“, wetterten beispielsweise ÖVP-Klubobmann Philipp Gruber und Stadtrat Franz Dinhobl, nachdem die SPÖ-Mehrheit die WC-Pläne im Bauausschuss präsentiert hatte.

Schandfleck

In der öffentlich geführten Debatte wurde eines klar: Die Stadt braucht dringend ein neues öffentliches WC. Die alte Anlage auf der Rückseite des Rathauses ist einer 40.000 Einwohner-Stadt nicht mehr würdig. Das gestand auch die Opposition zu. Aber muss es wirklich eine Toilette um diesen Preis sein?

Das Spiegel-WC kostet inklusive eines zweijährigen Wartungsvertrages 137.689 Euro. Für die zweiwöchige Lieferverspätung bekommt die Gemeinde einen Rabatt von 2753,79 Euro. Dazu rechnen muss man noch die Anschluss- und Bauarbeiten auf dem Hauptplatz von rund 29.000 Euro.

Alle Inhalte anzeigen

Die SPÖ-Führung verteidigt trotz der enormen Kosten die Entscheidung. Ob die Sanierung und Instandhaltung des alten öffentlichen WC im Rathaus, oder der Bau einer anderen, neuen Toilettenanlage – alles hätte laut Vizebürgermeister Wolfgang Trofer ähnliche Kosten verursacht.

Ab kommender Woche soll die Anlage, die direkt neben den Wartehäuschen des Busbahnhofes aufgestellt wurde, in Betrieb gehen. Der Besuch der Toilette kostet 50 Cent, das Pissoir ist gratis.