Wenn das Stausee-Kraftwerk Ottenstein zum "Pickerl" muss
Von Jürgen Zahrl
Der Tunnel ist 220 Meter lang, sechs Meter hoch und befindet sich unter der fast 70 Meter hohen Staumauer Ottenstein im Waldviertel. Durch ihn fließen normalerweise rund 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu den vier Francis-Turbinen im benachbarten Maschinenraum, um Strom für 30.000 Haushalte zu erzeugen. Alle drei Jahre machen die EVN-Techniker die tonnenschweren Klappen dicht, um das 60 Jahre alte Kamp-Kraftwerk im Herzstück sicherheitstechnisch begutachten und überprüfen zu können.
Im Rohr ist es stockdunkel. Rundherum hört man es plätschern. Nur Taschenlampen helfen, damit man beim stundenlangen Kontrollgang die Innenwände des Tunnels inspizieren kann. Jeder Schritt muss bewusst gesetzt sein, sonst kann es passieren, dass man mit den Gummistiefeln auf einer dünnen Schlammschicht ausrutscht.
Schwachstellen
Werksleiter Erich Binder ist in seinem Element. Er schreitet mit Kübel, Spachtel und Besen den Tunnel ab, leuchtet an die Wände, um zu schauen, ob es Schwachstellen gibt. "Hauptsächlich geht es darum, darauf zu achten, ob das Rohr dicht ist und der Rostschutz noch ausreicht", erklärt Binder. Auch wenn das Kampkraftwerk schon sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat, vertraut er auf die Technik. "Wir halten die Anlage pausenlos in Schuss", versichert Binder.