Chronik/Niederösterreich

Wachau: Zähes Ringen um Welterbeschutz

Die gute Nachricht zuerst: 15 Jahre nach der Verleihung des Welterbetitels an die Wachau wird endlich der schon damals mit der UNESCO vereinbarte Managementplan zum Schutz der einmaligen Landschaft in Angriff genommen. Die schlechte: Zahlreiche kleinere und größere Bausünden drängen zum Handeln. Das wurde auch bei einem Krisengipfel im Jänner zwischen Welterbewächtern der UNESCO und Landesvertretern klar.

"Es gibt nicht den großen Rückschlag, auch keine Gefahr, auf die rote Liste der gefährdeten Welterbestätten zu kommen, aber eine Fülle kleiner Dinge, die dem Welterbe nicht zuträglich sind", sagt Wilfried Lipp, Chef der Organisation ICOMOS, die für die UNESCO-Weltkulturerbestätten in Österreich zuständig ist, zur Wachau. Er beklagt, dass die Zuständigkeit für den Wachauschutz auf Bund, Land und Gemeinden aufgesplittert ist.

Nicht einmal in die Erstellung des Wachauzonenplans (Anm.: Er soll den Umgang mit Bausubstanz regeln) sei ICOMOS eingebunden worden. Auch sei das Verhältnis zwischen ICOMOS und dem für das Welterbe zuständigen "Arbeitskreis Wachau" nicht das allerbeste. "Wir erhalten von vielen Dingen gar keine Information, haben auch in Verfahren keine Parteistellung", beklagt Lipp.

Das Denkmalamt werde oft als Feigenblatt missbraucht: "Man fragt bei Bauprojekten oft den Denkmalschutz. Wenn der erklärt, dass er mangels Zuständigkeit keine Einwände hat, wird das als Zustimmung ausgelegt", sagt Lipp.

ICOMOS-Regionsbeobachter Wilfried Posch sieht viele Probleme. Einige Beispiele: Da ist die Mauterner Straßenbrücke, eine historische Eisenkonstruktion, die möglicherweise ersetzt werden soll. Auch die mehrere Meter hohen, fixen Hochwasserschutzwände in Loiben sind für Posch ein Brennpunkt. Außerdem ist immer noch nicht geklärt, wie es mit dem denkmalgeschützten Bahnhof der Wachaubahn in Stein-Förthof weiter- gehen soll. Die private Kremser Zahnuniversität DPU hat das Gelände gekauft und will darauf bauen.

Weiter hat Posch gehört, dass selbst ein Abtragen der Wachaubahn-Geleise nicht mehr tabu sei. Das kommt für ihn, der schon den eingeschränkten Betrieb für bedenklich hält, überhaupt nicht in Frage: "Die Bahn ist integrativer Bestandteil des Weltkulturerbes", betont er.

Kein Abriss

Martin Grüneis von der Kulturabteilung des Landes NÖ versucht zu relativieren: Für den Wachauzonenplan seien viele Sitzungen nötig gewesen, da hätten die ICOMOS-Vertreter nicht immer anrücken können. "Noch dieses oder spätestens kommendes Jahr soll es den Managementplan für die Wachau geben", kündigt er an. Ein Abriss der Wachaubahn sei aktuell kein Thema, man habe nur über Extreme einer Maßnahmenpalette besprochen. Bei der Mauterner Brücke sei deren schlechter technischer Zustand das Hauptproblem.

Vertrag 2000 hat „Die Kulturlandschaft Wachau samt den Stiften Melk und Göttweig und der Altstadt von Krems“ den Titel „Weltkulturerbe“ erhalten. Österreich hat sich in einem Vertrag zu verschiedenen Maßnahmen verpflichtet. „Geeignete rechtliche, wissenschaftliche, technische, Verwaltungs- und Finanzmaßnahmen zu treffen, die für Erfassung, Schutz, Erhaltung in Bestand und Wertigkeit sowie Revitalisierung dieses Erbes erforderlich sind“.

www.icomos.at
www.unesco.at
www.arbeitskreis-wachau.at