Chronik/Niederösterreich

Umweltbombe wird nach Jahren entschärft

Etwa 50 Bewohner der niederösterreichischen Grenzgemeinde Angern an der March (Bezirk Gänserndorf) leben auf verseuchtem Boden. Weil sich das Problem, wie vom KURIER bereits 2009 berichtet, seit Jahren hinzieht und die Bewohner immer wieder in Sachen Sanierung der Altlast vertröstet wurden, kommt nun endlich Bewegung in die Angelegenheit. Laut Bürgermeister Robert Meißl wird noch heuer damit begonnen, das kontaminierte Erdmaterial abzutragen.

Der Verursacher der tickenden Umweltbombe ist in der Monarchie zu suchen. Es handelt sich um die hochgiftigen Rückstände der 1868 errichteten Teerfabrik Rütgers sowie einer danach erbauten Holzimprägnierungsfabrik. Erzeugt wurden damals auf dem elf Hektar großen Areal unter anderem Benzol, Karbolsäure, Imprägnieröle, basischer Teer und vieles mehr. Zigtausende Eisenbahnschwellen, Strom- und Telefonmasten wurden in Angern imprägniert. Die Becken, in die damals die Hölzer getaucht wurden, sind in späterer Zeit lediglich mit Schutt verfüllt worden. Steigt der Grundwasserspiegel, werden die giftigen Rückstände ins Grundwasser ausgeschwemmt.

Verbot

„Die Brunnen sind betroffen und stinken natürlich stark nach den Rückständen“, erklärt Meißl. Deshalb hat die Gemeinde im Vorjahr die Verwendung des Wassers generell untersagt – selbst zum Gartengießen ist die übel riechende „Brühe“ nicht geeignet. Betroffene Bürger klagten auch in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“ über die unerträgliche Situation. Der Bürgermeister verspricht bald Abhilfe. Am 24. April werde die Bevölkerung bei einer Bürgerversammlung über die bevorstehenden Maßnahmen informiert. Die Sanierung der Deponie „N53“ wird vom Altlastensanierungsfonds getragen. Noch im Herbst werde das Erdreich abgetragen und mit gesundem Material aufgefüllt. Danach sollen Sperrbrunnen eine weitere Ausschwemmung verhindern.