Chronik/Niederösterreich

Tulln: Mit DNA-Massentest Verdächtige ausgeforscht

25. April 2017, gegen 22.30 Uhr: Steffi S. ( Name geändert, Anm. ) steigt am Bahnhof Tulln aus einem Zug und macht sich auf den Weg zur Wohnung ihres Vaters. Zwei Kilometer muss sie dafür zurücklegen. Später erzählte sie der Kripo, dass ihr plötzlich mehrere Personen gefolgt sind. Sie wollte weglaufen, hatte aber keine Chance. Das Mädchen wurde gepackt, geschlagen und in die Nähe eines Sportplatzes gezerrt. Dort fiel einer der Angreifer über sie her, vergewaltigte die 15-Jährige, während ein weiterer Mann sie festhielt. S. kann sich laut eigener Aussage schließlich losreißen, will flüchten. Abermals wird sie von ihren Peinigern eingeholt, gegen einen Baum gedrückt und missbraucht.

Irgendwann gelingt es dem Mädchen, sich aus der Umklammerung zu befreien und vom Tatort zu flüchten. Als sie sich später an die Polizei wendet, werden umfangreiche Ermittlungen gestartet. Es folgt der größte DNA-Massentest in der Geschichte des Landes. Weil das Opfer die Täter als Ausländer und dunkelhäutig beschrieb, fiel der Verdacht der Kriminalisten auf das Containerdorf in dem ganz in der Nähe des Tatorts dutzende Asylwerber untergebracht waren. Aufgrund der Indizien ordnete die Staatsanwaltschaft St. Pölten einen DNA-Test bei 65 in Tulln aufhältigen Asylwerbern an.

In zwei Fällen gab es einen Treffer. Auf der Kleidung des Mädchens fanden sich Spermaspuren von Shehrzai D., einem Afghanen, und dem Somalier Halid Y.. Die beiden 18-Jährigen waren schon länger zuvor in Tulln untergebracht. Angaben, wonach auch ein dritter Mann im Spiel gewesen sein könnte, bestätigten sich bei den Ermittlungen nicht.

Die Polizei geht von zwei Peinigern aus. Die beiden behaupten, dass sie einvernehmlichen Sex mit der 15-Jährigen hatten. Zuvor hätten sie gemeinsam sogar noch Marihuana konsumiert.

Telefonnummer

Was die Fahnder überraschte war der Umstand, dass sie auf den Handys der Verdächtigen die Nummer der 15-Jährigen entdeckten. S. erklärte dies damit, dass es ihr bei dem Übergriff gelang, an ihr Telefon zu kommen. Per Fingerabdruck-Scanner konnte sie es zwar noch entsperren, dann sei es ihr zu Boden gefallen. Diesen Moment sollen die Angeklagte, denen am Dienstag in St. Pölten der Prozess gemacht wird, genutzt haben, um an die Nummer ihres Opfers zu kommen. Den Beschuldigten drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahren Haft.